Dank euch habe ich mich oft nicht so allein gefühlt / Begrüßung

  • Seite 1 von 2
01.07.2017 21:08 (zuletzt bearbeitet: 01.07.2017 21:43)
avatar  M-B
#1
avatar
M-B

Hallo zusammen,

Ihr kennt mich nicht, aber ich kenne euch, ein bisschen zumindest.

Über viele Jahre habe ich hier "heimlich" mitgelesen, war schon einmal unter einem anderen Namen angemeldet, habe jedoch nie etwas geschrieben.

Eins möchte ich vorweg sagen.

Probleme verbinden und besonders schwere Probleme scheinen besonders zu verbinden.

Ich bin jetzt 34 Jahre alt und drücke mich schon mein halbes Leben im Internet und auch in diversen Foren herum.

Aber so ein Maß an Verständnis, Toleranz und auch, etwas kitschig gesprochen, Nächstenliebe habe ich noch in keinem gesehen.
Ihr sollt wissen, dass ich dies respektiere und auch bewundere.

Ich kann die Beiträge nicht mehr zählen wo Menschen schreiben, die sehr verzweifelt sind und sich eine empathische und einfühlsame Antwort super schnell einfindet, die Leute aufgefangen werden, begleitet werden.

Das hat auch mir Trost gespendet, selbst als Leser.

Erstmal zum Grundverständnis, ich betrachte "Messi" sein als ein Symptom. Die Ursachen können wohl so verschieden sein, wie wir Menschen verschieden sind, unsere Lebensgeschichte verschieden ist.

In meinem Fall hat es etwas mit einer posttraumatischen Belastungsstörung zu tun und einer Angststörung.
Wenn ich mit meinem Leben nicht mehr klar gekommen bin habe ich mich gedanklich ausgeschaltet, ihr habt sicher eure Begriffe dafür.

Als Kind haben Videospiele gereicht, je älter ich wurde desto mehr waren weitere Sachen von Nöten.
Einen erheblichen Teil meines Lebens habe ich zugedröhnt vor meinem Computer verbracht, diverse Substanzen haben dabei geholfen, mussten dabei helfen.
Und meine Umgebung versank im Chaos, ich warf alles aus der Hand, hatte irgendwann Angst mein Zimmer oder meine Wohnung zu verlassen, wurde immer Dünner und körperlich schwächer, bis jeder Meter pure Erschöpfung war.

Oft schien der Tod eine gute Lösung zu sein, aber niemand will wirklich sterben um des sterben willens. Eher ist es das Gefühl das Leben nicht mehr zu ertragen und die Hoffnung auf Erlösung, Erlösung von Leid, Schmerz und Angst.

Phasenweise war es so schlimm, dass ich in irgendwelche Behälter uriniert habe, die dann in meinem Zimmer standen, lange Zeit.
Solche Angst hatte ich davor mein Zimmer zu verlassen, nur damit Ihr eine Vorstellung davon bekommt wie extrem es zur Spitzenzeit war.

Einige male bin ich umgezogen, um von vorn anzufangen. Habe in einem Gewaltakt das Chaos beseitigt, das vorletzte mal Stand das Zimmer zu einem drittel voll mit blauen Säcken, es waren über 20 Stück. Hab eine Firma beauftragen müssen das abzuholen.
Nach jedem Umzug ging es eine gewisse Zeit lang gut, mal mehr oder mal weniger.
Aber irgendwann holt man sich selber wieder ein, man kann sich nicht entkommen.
Die alten Verhaltensmuster brechen wieder durch, die Ängste kommen zurück, das Chaos kommt zurück.

Vor 3 Jahren war es wieder soweit, die Wohnung komplett verwahrlost. Das Bad unbenutzbar, einfach ekelhaft. Ich war psychisch fertig und kurz davor meinen Job zu verlieren. (den ich später auch wirklich verloren habe) Mein Gedächtnis war nur noch ein Sieb und ich war den ganzen Tag, selbst auf Arbeit, irgendwie zugedröhnt.
Der Geruch bis in das Treppenhaus. Ich saß abends im Dunkeln damit keiner mitbekommt, dass ich zu Hause bin.
Hab vor jedem Gang nach draußen gehorcht ob jemand im Hausflur ist.
Hatte Angst, hab mich geschämt und bin geflüchtet.
Hab alles Geld dafür verbraucht mich außerhalb herumzudrücken, mehr als ich hatte, bis das komische Gefühl wieder kam, vor der eigenen Wohnung zu stehen.

Und hab gesucht, nach dem warum, nach dem wieso, nach einer Lösung.

Ich möchte versuchen einen kleinen Teil dazu beizutragen, dass der eine oder andere von euch vielleicht auch ein kleines Stück vorwärts kommt soweit mir dies möglich ist und meine begrenzte Zeit es erlaubt.

Es sind nicht alle meine Probleme gelöst und ich will mir auch nicht anmaßen hier als Heilsbringer aufzutreten, dazu sind wir alle zu verschieden und wir alle müssen wohl unseren eigenen Weg finden, unsere eigene Lösung.

Aber die ein oder andere kleine Erkenntnis hab ich unterwegs mitgenommen und den ein oder anderen kleinen Trick angewendet, der mir zumindest ein kleines bisschen geholfen hat. Ich kann dir zwar nicht sagen wie du es auf die Reihe bekommst aber wenn dich etwas davon interessiert, kann ich dir sagen, wie ich es gemacht habe.

Diesmal bin ich nicht umgezogen.
Es hat 3 Jahre gebraucht bis ich das Chaos beseitigt hatte.
Am Anfang waren es nur kleine Schritte, da hat mir hauptsächlich die "Rein Raus" Regel geholfen, auch wenn sich sichtbar nicht viel verändert hat.
Wenn du etwas in die Wohnung bringst musst du im Gegenzug vorher ! etwas heraus schaffen was mehr ist als das was du rein bringst.
Ganz einfach, aber mach das mal zwei Jahre.

Jetzt liege ich auf meiner Couch und schau mir den Sonnenuntergang an, hab immer noch einige Probleme, Folgen meines Lebens.
Aber mir geht es relativ gut. Hier erinnert kaum noch etwas an den früheren Zustand, kurz vor Weihnachten bin ich fertig geworden.
Die letzten zwei Monate vor Weihnachten hab ich eigentlich am meisten gemacht. War zu der Zeit verliebt, hat mir nochmal einen Schub gegeben. (Beziehung ist aber seit Januar wieder vorbei)
Seitdem hatte ich keinen Rückfall mehr in das alte Muster, ob das für immer so bleibt?, keine Ahnung. Aber es wird schwer, kenne mich selbst relativ gut nun und das ist auch Teil der Lösung, werde der Experte für dich selbst.

Hab mir Steine in den Weg gelegt, die mich davor schützen wieder in meinen alten Zustand zurück zu fallen, Barrieren.
Sie haben bereits mehrmals funktioniert in den letzten Monaten.
Kleine Tiefs und Abstütze gab es immer mal wieder, aber der Fall wurde von einem Hindernis gestoppt, dass ich nicht so leicht durchbrechen konnte.

Hab vielleicht bisschen wirr geschrieben ;-), seht es mir nach.

Hier ist alles sauber und ordentlich, ich fühle mich recht wohl und spüre keine bewusste Angst und ich bin stolz auf das was ich geschafft habe.
Ihr seid bei mir gewesen und habt mir Trost gegeben und das Gefühl nicht allein zu sein.

Dafür möchte ich Danke sagen.


 Antworten

 Beitrag melden
01.07.2017 23:13
avatar  Ordnung
#2
Or

guten naaaabend,

Sehr herzlich willkommen hier, mitlesen kann hier jeder, das ist nicht verboten, gute Nacht Robert Ordnung

Robert Ordnung
gepr. Immobilienmakler SGD 1,3
Certified Real Estate Agent SGD 2,+
Premium-Immobilienmakler, international, 34 c GewO

Ausbildung der Ausbilder AdA SGD 2 (Meisterbrief)

Mach dirs selbst so, Harald Gloeckler, Zitat fuer alle Neider


 Antworten

 Beitrag melden
02.07.2017 03:36 (zuletzt bearbeitet: 02.07.2017 03:38)
avatar  Fraggle
#3
avatar

Hallo @Ichaufloesung ,

schön dass Du jetzt hier schreibst, herzlich willkommen.

Mich würde interessieren, welche Steine Du Dir in den Weg gelegt hast, damit Du nicht wieder rückfällig wirst.
Mein Problem ist die regelmäßige Reinigung, voll gestellt oder gar vermüllt ist meine Wohnung nicht. Ich bekomme aber kein System in das regelmäßige sauber machen.

Schönes Wochenende und herzliche Grüße von Fraggle

Sing' und schwing das Bein, lass die Sorgen Sorgen sein, in das Lied stimm' ein, froh nach Fraggle-Art :-)

 Antworten

 Beitrag melden
02.07.2017 08:57
avatar  M-B
#4
avatar
M-B

Guten Morgen Fraggle,

bei mir ist das Problem ja immer dieses "Ausblenden der Realität" (oder nennen wir es verdrängen) gewesen was meinen und den - Umgebungsverfall forciert hat.

Ich hab es mir also schwerer gemacht in diesen Zustand zu kommen. Fernseher abgeschafft, Spielekonsole abgeschafft, DVD Player abgeschafft, Computer abgeschafft (hab noch ein kleines Netbook und mein Handy)

Während den Rückfällen hatte ich mehrmals den Drang mir neue Sachen anzuschaffen, aber der Weg war weit, einiges Geld wäre nötig gewesen. (zum PC brauchst du Monitor, Konsole ohne Fernseher funktioniert nicht)

Inzwischen meide ich neuerdings bestimmte Orte, an denen ich mich früher gerne aufgehalten habe, meine Stammkneipe zum Beispiel. Ein paar Bier und Gleichgesinnte und die Hemmungen sinken, die Lust zu konsumieren steigt und der Weg zur Quelle von dort war kurz. Auch das hilft.

Leider ist das auf deine Situation vermutlich nicht anwendbar. Wenn ich dich richtig verstehe fällt es dir schwer eine Routine zu etablieren.

Mir ist dies auch sehr schwer gefallen, da ich einfach nie geputzt habe. Dinge die wir nicht automatisiert tun können sind besonders anstrengend. Ich für meinen Teil war auch "abgehärtet" und hatte mich an den Dreck irgendwo gewöhnt, heißt nicht, dass ich mich wohlgefühlt habe.

Wie sieht es bei dir an anderen Orten aus?, Gibt es Umstände oder Bedingungen wo es dir leichter fällt als zu Hause. Gibt es Phasen oder Situationen (z. B. angekündigter Besuch von bestimmten Menschen) wo es dir einfacher fällt. Ich hab z. B. bisschen auf der Arbeit "geübt". Weiterhin war es unglaublich schwierig mein Bad wieder halbwegs hin zu kriegen, musste wochenlang putzen und schrubben, immer wieder mit Chlor ran gehen, dadurch bin ich irgendwie ins Training gekommen. Jetzt halte ich schon seit nem halben Jahr regelmäßig putzen durch und es geht schneller, effizienter und strengt mich weniger an. Mach mir schöne Musik dazu an. Eigentlich reichen 20 - 30 Minuten pro Woche bei meiner Wohnung halbwegs aus. (Saugen, Klo, Waschbecken, Spiegel, Glastisch) Küche mach ich so nebenbei beim Essen kochen oder abwaschen.
Ich hab aber auch mein ganzes Verhalten darauf ausgerichtet so wenig wie möglich Dreck zu machen und Ressourcen zu verschwenden, daher hält sich der Zustand ziemlich gut. Das ist was ganz anderes wenn mehrere Leute oder Tiere mit in der Wohnung sind.

Weiterhin hab ich eine kognitive Umbewertung angewendet. Ich hatte ja lange eine schlechte Fitness und war keine Bewegung mehr gewohnt. Ich sehe das putzen als Bewegungseinlage, die mir hilft vital zu bleiben, das motiviert mich zusätzlich.

Wie schätzt du selber dein Problem ein? Fakt ist du möchtest was ändern, das ist gut. Versuch dich mal selbst zu analysieren.

Bei mir hat auch immer erst ein Umdenken stattgefunden und dann nach einer Zeit des Kampfes, konnte ich mal schneller und mal langsamer Verhalten ändern.

Ich glaube du kriegst das hin


 Antworten

 Beitrag melden
02.07.2017 14:55
avatar  Ordnung
#5
Or

guten Tag lieber Ichaufloesung,

Sehr herzlich willkommen, Nee Fraggle nimmt die reduzierten Kg an und sucht seinen Schluessel.

Sehr schoene Sonntag, Gesundheit

Robert Ordnung
gepr. Immobilienmakler SGD 1,3
Certified Real Estate Agent SGD 2,+
Premium-Immobilienmakler, international, 34 c GewO

Ausbildung der Ausbilder AdA SGD 2 (Meisterbrief)

Mach dirs selbst so, Harald Gloeckler, Zitat fuer alle Neider


 Antworten

 Beitrag melden
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!