Ordnung schaffen - mit kleinen und großen Schritten.

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11.02.2021 19:06
avatar  Goofy
#96
Go

Zitat von Sybille im Beitrag #100
"Es sieht furchtbar aus, aber ICH weiß, dass es besser ist" Gefühl kenne ich gut. So ist es.


Ja, total. Wenn ich jetzt die Jahresübersicht der Kreissparkasse suche, dann weiß ich, wo eine gute Chance besteht, sie zu finden. Und, noch viel wichtiger: Wenn ein Brief der Kreissparkasse im Briefkasten ist: Ich weiß, wo ich ihn hinlegen werde. Ein Stapel mit Kontoauszügen (noch im Briefumschlag) liegt noch (wieder) neben dem Wohnzimmertisch. Aber ich weiß, wo ...
Und sonst liegt auch noch viel rum. Aber auch das was noch kreuz und quer rumliegt, ist so ein wenig nach Kategorien sortiert. Ein paar Haufen mit "Spaß, Ehrenamt und Freizeit" - da brauche ich den Kontoauszug schonmal nicht suchen.
Aber es ist noch viel zu tun.

Zitat von Sybille im Beitrag #100
Ich räume heute nichts mehr auf, weil ich nämlich müde und geschafft bin? Ist doch okay. Kein Grund für blöde Ausreden, ich darf das...

Ist auch ok. Wenn man es dann nächste Woche macht. Und sich nicht immer mehr auftürmt, und in vier oder zehn Jahren immernoch liegt ...


Zitat von Sybille im Beitrag #100
Ich denke manchmal, dass nichts so wichtig ist, wie sich selbst nichts vorzumachen.

Korrekt, schöne Aussage.


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11.02.2021 19:31 (zuletzt bearbeitet: 11.02.2021 19:32)
avatar  Goofy
#97
Go

@Jennifer
Du hast in der Sache völlig recht.

Zitat von Jennifer im Beitrag #99
Stellen wir uns mal vor: Jemand kommt hier her, ist psychisch völlig am Ende und bekommt zu hören, dass er zu den „Laber-Lüg“ Leuten gehört, die einfach widerliche faule Säcke sind, die absichtlich Ausreden suchen.


Aber: Diese "Laber-Lüg"-Leute gibt es doch. Es gibt auch andere, kranke, Messies. Das ist richtig.
Aber deshalb darf man es doch trotzdem benennen, dass man selbst eigentlich ohne äusserlichen Grund sehr viele Jahre absolut nichts hinbekommen hat - und irgendwann vor dem Scherbenhaufen seines Lebens steht. Oder, um es anders auszudrücken, vor den unsortierten Bergen von Arbeit.
Dann bin ich eben ein "widerlicher fauler Sack", wie du es nennst. Und es ist nicht einfach, da rauszukommen.

Zitat von Jennifer im Beitrag #99
Das „mir doch egal, ich mache heute lieber was anderes“ kann man nicht mit dem Leid von kranken Menschen vergleichen, die wirklich nicht können. Ich finde es ziemlich böse diskriminierend, wenn hier so verächtlich geschrieben wird.


"Egal, ich mach was anderes" sagt aber auch der, bei dem es keine Gründe wie Krankheit gibt, nicht.
Ich könnte den Spieß jetzt umdrehen und fragen, wie du darauf kommst, mich einzusortieren als widerlichen faulen Sack, der sagt, mir doch egal, ich mach was anderes.
Will ich aber nicht, denn ich bin dankbar um deine Gedanken, und den Hinweis, dass es ganz andere Schicksale gibt.

Zitat von Jennifer im Beitrag #99
überheblichen Gequatsche (sorry)

Jemand, der nach aussen noch versucht, den Eindruck zu vermitteln, er führe ein "normales" Leben, und ist nur ein bisschen unordentlich - von dem gibt es kein überhebliches Gequatsche zu dem Thema.

Zitat von Jennifer im Beitrag #99
Wer in einem solchen Forum liest, hat normalerweise eine Menge Leidensdruck.

Ja, den Leidensdruck gibt es. Und auch wer schreibt, hat entweder noch Leidensdruck (so wie wohl auch ich), oder er will anderen helfen mit den Erkenntnissen, wie er es aus der Situation raus geschafft hat. Vielleicht kann ich letzteres auch irgendwann - bisher bin ich noch dabei, meine eigenen Erkenntnisse hier aufzuschreiben.

Zitat von Jennifer im Beitrag #99
Hilft demjenigen Verachtung und Verurteilung?

Verachtung und Verurteilung - da hast du was völlig falsch verstanden.

Zitat von Jennifer im Beitrag #99
„Ich kann’s ja auch, du Faultier!“

Ich habe es geschafft, die Dinge, die andere Leute gut sortiert in Ordnern haben, wild in zwei Regalschränke zu werfen.
Ich für mich bin darauf stolz - wie ich auch stolz darauf bin, die Kontoauszüge für ein komplettes Jahr in einen Ordner geheftet zu haben.
In der Situation ist man ganz weit davon weg, so auf andere zu zeigen. Den geordneten Lebensstandard eines "normalen" Bürgers habe ich noch lange nicht erreicht. Und ich weiß auch nicht, ob ich das je werde. Aber ich hoffe es sehr, und bemühe mich. Auch wenn es in diesem Bemühen wieder wochenlange Pausen geben wird.


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11.02.2021 19:59
#98
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Goofy, dich hatte ich gar nicht gemeint. Fühl dich bitte nicht betroffen!

Sich im eigenen Rhythmus zu bewegen und wenigstens so viel Erfolg haben dass nix total untergeht - das ist super!
Jeder hat das Recht so viel oder wenig zu besitzen wie er möchte. Aber wenn die großen und kleinen Schätze dann den Alltag unter sich begraben, wird man vielleicht dran drehen wollen.

Ich nenne das: Eine Situation „lebbar“ machen.
Da ist die individuelle Bandbreite groß!

Ich melde mich später nochmal. Mein Abend-Schmerzmittel wirkt gerade, hurra ... da heißt es schnell was tun.
- den heutigen Müll zusammenpacken 🪣
- flink das Bad putzen 🚿💪

____________________
Viele Grüße, Jennifer

Das Leben umarmen ... ✨🤲

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11.02.2021 20:32
#99
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Fertig!! 💃🏻

____________________
Viele Grüße, Jennifer

Das Leben umarmen ... ✨🤲

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12.02.2021 10:07
avatar  Sybille
#100
Sy

Super @Jennifer und Recht hast Du auch:
Es hilft niemandem, ihm vorzubeten, dass er ja doof ist, nicht schon lääääängst alle Probleme gelöst zu HABEN. (Kennen wir doch alle, dass die eigenen Probleme zuuuuuuufälligerweise die sind, welche unglaublich schwer zu lösen sind. Die Probleme der anderen sind sicher halb so wild, DIE müssten sich nur Mal eben zusammenreißen, ICH hingegen... #isklar.)

Meiner persönlichen Meinung nach liegt das eigentliche Problem nicht im Chaos sondern im Kopf.
In der Frage: Warum gelingt es mir nicht hier eine Grundordnung zu erzeugen und zu halten?

Nun. Offensichtlich gibt es dafür bei unterschiedlichen Menschen vollkommen unterschiedliche Gründe (und ich würde behaupten, es sind größtenteils GUTE Gründe, wir sind schließlich alle nicht doof.)

Ich sehe daher zwei Möglichkeiten.

1. Möglichkeit: Brechstange. "Einfach" ein (irgendein) Ordnungssystem mit Gewalt stupide durchziehen, egal wie es sich anfühlt, komme Feuer oder Wasser.

2. Möglichkeit: Mit der Frage befassen Warum es bei mir so aussieht.
Denn wenn ich die Gründe für das Chaos verstanden habe. Dann bin ich vielleicht auch in der Lage mir eine andere Strategie zu überlegen, wie ich das selbe Ziel erreichen kann, ohne im Zeug zu ersticken.

Welche Methode einem mehr liegt ist eine philosophische Frage, über die man trefflich streiten kann.
(Einerseits löst die Brechstange nicht das darunter liegende Problem, man wird es also vermutlich anders damit konfrontiert werden. Andererseits dauert diese Ursachenforschung ewig und tut ekelhaft weh. Einerseits ist es gut für's Selbstwertgefühl etwas zu schaffen, andererseits usw. usw. usw.)

Ich glaube, dass Messi-Sein ein Anzeichen von einem anderen tiefer sitzenden Problem ist.
Und ich glaube, dass man durchaus von "außen nach innen" erst die Wohnung aufräumen und dann das darunter "freigelegte" Problem angehen kann.
Oder man kann von "innen nach außen" erst das Problem angehen und später aufräumen.
Aber den Glauben, man könne "einfach" "Mal eben" außen aufräumen und wäre mit allem "durch" halte ich nicht nur für falsch. Ich halte ihn für gefährlich.

Denn das ursprüngliche Problem wird nicht einfach verschwinden. Wenn es bleibt und man das Ventil mit Gewalt stopft, wird man anders kompensieren. Und die nächste Methode zu kompensieren wird möglicherweise ungesünder, gefährlicher und noch schwerer zu reparieren sein als die erste. Eine chaotische Wohnung ist anstrengend, peinlich und belastend. Aber ich würde sie nicht gegen (zum Beispiel) ein Alkoholproblem tauschen wollen.

Aber das ist nur meine Meinung. Und ich sollte sowieso lieber mein Arbeitszimmer aufräumen anstatt hier klug daher zu reden... 🙋🏼‍♀️


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