Mal sehen...

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24.08.2019 17:56
avatar  Sybille
#1
Sy

Hallo
ich bin neu hier und habe eben beschlossen Mal zu versuchen, ob es nicht irgendwie möglich ist, meine Wohnung DAUERHAFT in einen nicht-ekligen Zustand zu versetzen, in dem ich die Dinge FINDE, die ich suche und in dem ich mich wohl fühle.
Ob's gelingt?
Keine Ahnung.
Ich weiß "nur" dass ich früher vor meiner Depression gestanden habe und "Dagegen kann man GAR NICHTS machen, ich BIN eben so" gedacht habe - und dass es tatsächlich besser ist. Wirklich war.
Kein leeres Gerede, keine rosaroten Pillen. Ehrlicher Therapie-Erfolg.
Und da dachte ich: Wenn psychisches Chaos, gegen das absolut NICHTS half, geordnet werden kann... dann KÖNNTE das doch auch für meine Küche gelten?
Ich dachte, ich schreibe hier Mal so auf, was ich versuche. Denn wer weiß? Vielleicht ist es ja ein Neuanfang?
Falls jemand Lust hat mit mir zusammen einen Versuch zu starten, die Wohnung langsam aber sicher in den Griff zu bekommen: ich würde mich über virtuelle Mitstreiter sehr freuen.
Liebe Grüße
Ich-bins-nur


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24.08.2019 19:32
avatar  ( gelöscht )
#2
Gast
( gelöscht )

Hallo liebe @Ich-bins-nur und herzlich willkommen im Forum! =)
Wenn du magst, kannst du ja mal ein bisschen was zur aktuellen Situation schreiben. Beschränkt sich das Ganze auf die Küche oder möchtest du dort erst einmal anfangen? Besitzt du einfach generell viele Dinge oder haben sich in deinem Zuhause auch Müll und andere "entsorgbare" Sachen angesammelt?
Virtuelle Mitstreiter findest du hier ganz sicher. =) Die liebe Speicher°assel hat einen Thread, in dem du To-Do-Listen posten kannst. Dort bin ich auch in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen aktiv. Ich erwähne dich gleich mal in diesem Thread, denn es macht wirklich Spaß, sich friedlich mit anderen Usern zu messen. ;-)
@Messie, unser vielgeschätzter Admin, hat auch immer gute Ratschläge parat.
Liebe Grüße erst einmal und gutes Gelingen. =)
Bis dahin
Jamie


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25.08.2019 09:22
avatar  Sybille
#3
Sy

Hallo @Jamie
tja. Gute Frage, wirklich. Wo mein eigentliches Problem liegt - ich wünschte, ich wüsste es...
Also, nein es beschränkt sich nicht auf die Küche, meine gesamte Wohnung, jeder Schrank, jede Schublade, jeder Raum ist total chaotisch. Schubladen laufen über, Regale sind überfüllt, Dinge stapeln sich daneben. Alles liegt voll - und dadurch entstehen zig Dreck-Ecken, in die man mit dem Staubsauger nicht reinkommt und dann...

Ausmisten...
Ja, ich habe schon häufiger ausgemistet, habe rigoros weggeschmissen, alles weg, alles egal, alles... Aber was dann? - kurz darauf sieht es schlimmer aus, als vorher. Kommt mir vor, wie beim abnehmen - jemand, der entweder zu viel isst - oder mit Nulldiät abnimmt. Und so wird mit jeder Runde der Jojo Effekt stärker und stärker.
Ich weiß nicht, wie oft ich schon Ratschläge wie "Jetzt reißen Sie sich zusammen, nehmen sich ne Woche Urlaub, bringen die Wohnung auf Vordermann und fertig" gehört habe. Und ich hab das gemacht, ehrlich. Aber was hilft es, wenn's nach zwei Wochen wieder so aussieht? Ich dachte, vielleicht wie beim Abnehmen: Langfristig Ernährung umstellen und mehr Sport - so könnte man beim Aufräumen auch nur langfristige Ziele erreichen, wenn man was in seinen Lebensgewohnheiten ändert? Ich versuche daher aktuell komme-was-da-wolle die Küche (Geschirr, Herd, Arbeitsplatte) regelmäßig gründlich aufzuräumen und zu reinigen.
Es klappt nicht besonders gut, weil irgendwie alles voll steht, ohne dass ich wüsste wieso eigentlich. "A place for everything und everything in it's place" sagt das Sprichwort. Aber wie soll ich mir die ganzen Plätze merken? Und wohin mit der Brotbackmaschine, die zu groß für den Schrank ist? Usw.
Bei der Arbeit habe ich ein praktisches leeres Büro: Tisch, Stuhl, PC, Telefon, drei Stifte und ein Paket Papier. Sonst nichts. Da funktioniert das. Aber natürlich ist dieser Vergleich geschummelt, denn bei der Arbeit habe ich eine Sekretärin, die die Ablage macht, Termine vorlegt und die Vorräte an Papier, Druckerkartuschen, Stiften, Toilettenpapier und was-weiß-ich-noch-allem verwaltet.
Ach, keine Ahnung, manchmal habe ich den Verdacht, dass ich einfach zu blöd bin. Es gibt Legastheniker, die können keine Orthographie verinnerlichen. - Vielleicht bin ich ein Aufräum-Legasteniker?


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25.08.2019 10:23
avatar  ( gelöscht )
#4
Gast
( gelöscht )

Guten Morgen @Ich-bins-nur

Zitat von Ich-bins-nur im Beitrag #3
"Jetzt reißen Sie sich zusammen, nehmen sich ne Woche Urlaub, bringen die Wohnung auf Vordermann und fertig"

Ja, solche Spezialisten gibt es leider. Natürlich klingt das total einfach, wenn man es so ausdrückt. Ich persönlich finde ja, dass Ausmisten, also die reine Tätigkeit, nicht das Problem ist. Vielmehr sind es die inneren Monologe und Blockaden, an denen wir Messies zu knacken haben. Sich aufzuraffen und etwas zu tun ist schwer. Wenn man diese Hürde genommen hat, muss man sich ja zwangsläufig mit Fragen wie "Brauche ich das noch?" oder "Warum habe ich das überhaupt?" usw. auseinandersetzen. Und manchmal entstehen dann viele kleine Häufchen mit Dingen, die unvollständig sind, von denen man aber weiß, dass der Rest noch irgendwo sein muss.

Zitat von Ich-bins-nur im Beitrag #3
Kommt mir vor, wie beim abnehmen - jemand, der entweder zu viel isst - oder mit Nulldiät abnimmt. Und so wird mit jeder Runde der Jojo Effekt stärker und stärker.

Ich finde deinen Vergleich genial, weil er den Kern des Problems wirklich trifft. Radikal ausmisten, weil man buchstäblich die Schnauze voll hat (entschuldige meine Ausdrucksweise), kann ganz schön nach hinten losgehen. Ja, man möchte schnell Ergebnisse sehen, aber wenn man innerlich noch nicht so weit ist, hamstert man nach so einer Entrümpelungsaktion umso mehr. Ich habe für mich festgestellt, dass mir das immer dann passiert, wenn ich dem äußeren Zwang, ausmisten zu MÜSSEN (Handwerkertermine etc.), nachgebe und gegen den Widerstand in mir kämpfe.

Zitat von Ich-bins-nur im Beitrag #3
Es klappt nicht besonders gut, weil irgendwie alles voll steht, ohne dass ich wüsste wieso eigentlich.

Weil wir Meister darin sind, uns mit dem Chaos zu arrangieren. Natürlich geht es uns auf den Sack (sorry, wieder recht vulgär^^) und wir stoßen ständig an unsere Grenzen, weil wir bestimmte Dinge nicht mehr finden oder keinen Platz haben, um beispielsweise Kekse zu backen oder Mittagessen zu kochen. Aber dafür können wir wunderbar improvisieren und werden dabei richtig kreativ.

Zitat von Ich-bins-nur im Beitrag #3
"A place for everything und everything in it's place" sagt das Sprichwort.

Im Prinzip wissen wir doch alle, wie es funktioniert. Wahrscheinlich sogar besser, als diejenigen, die kein Problem haben, Ordnung zu halten. Und warum? Weil wir uns viel intensiver mit der Thematik auseinandersetzen. Wir lesen Bücher zu dem Thema, suchen nach Antworten im Internet, reden mit anderen Menschen darüber. Unser Problem sitzt aber viel tiefer.

Zitat von Ich-bins-nur im Beitrag #3
Vielleicht bin ich ein Aufräum-Legasteniker?

Nun ja, Legastheniker haben, ganz grob und unwissenschaftlich ausgedrückt, Probleme dabei, gehörte Sprache in geschriebene Sprache umzuwandeln. Demnach hätte ein "Aufräum-Legastheniker" also Probleme dabei, die Vorstellung von einem aufgeräumten Zuhause in ein reales aufgeräumtes Zuhause umzuwandeln?
Ein wirklich interessanter Vergleich. =)


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25.08.2019 22:13
avatar  Sybille
#5
Sy

Zitat von jamie512 im Beitrag #4
Vielmehr sind es die inneren Monologe und Blockaden, an denen wir Messies zu knacken haben. Sich aufzuraffen und etwas zu tun ist schwer. Wenn man diese Hürde genommen hat, muss man sich ja zwangsläufig mit Fragen wie "Brauche ich das noch?" oder "Warum habe ich das überhaupt?" usw. auseinandersetzen. Und manchmal entstehen dann viele kleine Häufchen mit Dingen, die unvollständig sind, von denen man aber weiß, dass der Rest noch irgendwo sein muss...



Hallo @jamie512

ja, ganz genau. Mein Problem sitzt viel tiefer, es ist ein psychisches Problem, da hilft mir kein tolles Haushaltsbuch und auch kein neuer Staubsauger. Und Du hast natürlich absolut Recht: Alles was in den gefühlt 5000 Aufräum-Büchern steht, die ich gelesen habe, weiß ich doch längst. Wir sind schließlich alle nicht blöd. Und davon, dass man sich mit Gewalt über solche Fragen und Probleme hinwegsetzt, die ständig auftauchen, sind die selbstverständlich NICHT beim nächsten Mal weg - warum sollten sie auch? Wann wäre schließlich jemals ein Problem vom ignorieren gelöst worden?

Nun ist es aber so, dass es mir tatsächlich geglückt ist, dieses "das Problem sitzt viel tiefer" mal auf tieferer Ebene anzugehen, nämlich vom tiefenpsychologischen Standpunkt aus.
Also, besagte Fragen, die jedes Mal hochkommen einmal grundsätzlich anzusehen. Mit Hintergrund und allem drum und dran und mich damit zu beschäftigen...
War ordentlich schmerzhaft, das kann ich Dir sagen!!!

Inzwischen ist es besser und daher stellt sich mir die Frage, was das für Auswirkungen haben könnte? Schließlich lebe ich ja schon länger mit dem Chaos. Vielleicht ist dieser Meister-im-arrangieren-mit-dem-Chaos Teil letztlich der, der hier weiterhin alles in Unordnung hält?
Weil - wenn diese Fragen NICHT mehr sooooooo problematisch SIND - vielleicht finde ich ja dann einen Weg etwas anders zu machen?
"Wer etwas erreichen will, was er noch nie erreicht hat, muss etwas tun, was er noch nie getan hat" (ich glaube das ist von Brecht).
Von der anderen Seite hieße das aber doch: Ich habe etwas getan, was ich noch nie zuvor getan hatte - wer weiß was sich jetzt alles erreichen lässt?

Ich meine:

Früher hätte ich auf die Frage, was Ich gegen das Chaos tun könnte, vermutlich mit
"Wenn's wichtig ist, dass es ordentlich wird, könnte ich das Problem dadurch lösen, dass ich mich umbringe. Dann verursache ich kein Chaos mehr. Wenn's unwichtig ist, können wir das unwichtige Chaos ja ignorieren" geantwortet.

Heute sitze ich hier und frage mich, wie ich das Chaos in den Griff bekommen könnte. So gesehen ist das in sich schon ein Fortschritt, auch wenn es mir merkwürdig erscheint, Ratlosigkeit als Fortschritt zu verzeichnen...

Aber letztlich denke ich, ist es IMMER ein Fortschritt, wenn es gelingt ein Problem anzugehen, was man vorher nur ignorieren konnte.

Problem: Meine Wohnung sieht aus, als hätte in jeder einzelnen Schublade eine Bombe eingeschlagen.
Also dann los...


Für heute hatte ich mir gaaaaaaaaaaanz genau vorgenommen, welche Arbeiten ich erledigen wollte.
Gemacht habe ich von dieser Liste nichts.

Dafür habe ich in einem Anfall von das-muss-jetzt-sofort... die seit Monaten kaputte Schublade repariert und vier Kisten kann-weg-Krempel bei Momox verramscht und abgeschickt. Zwei freie Schubladen habe ich dadurch jetzt... Wenn ich in diese Schubladen etwas von dem Zeug räume, was auf dem Wohnzimmer Fußboden steht, dann würde ich die eine Ecke links vom Fernseher wieder mit dem Staubsauger erreichen...

An Tagen wie heute glaube ich es... Alles wird gut.


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