Den Dingen ihren Lauf lassen

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06.01.2018 17:04 (zuletzt bearbeitet: 06.01.2018 17:11)
#1
Tu

Hallo ich bin neu hier.
Habe die Seite erst vor kurzem entdeckt und wollte mal meine Geschichte loswerden.

Es fing im Kindergartenalter an (bin jetzt 28) bzw. da ist mir aufgefallen, dass meine Mutter anfing vermehrt Spielsachen, Klamotten und allerlei Kleinkram von Schnäppchenkäufen wieder zu bringen und diese in unseren Räumen zu horten.
Überall sammelten sich Kartons und im Bad haufenweise Hygiene Artikel. Wir konnten uns ins in der Wohnung zwar relativ gut bewegen (es wurde viel gestapelt um Platz zu schaffen), aber bis auf ein paar meiner Freunde gab es selten Besuch.
Einerseits wollte sie bei dem Chaos niemand reinlassen anderseits war es auch mir peinlich. Mein Vater hat auch gerne alte Elektrogeräte gesammelt und "nützliches" funktionierendes Zeug, dass er auf dem Sperrmüll fand und hat es im Keller gelagert.
Aber es war nicht so stark ausgeprägt wie bei meiner Mutter.
Man muss dazu sagen, dass meine Eltern beide aus dem Osten kamen und von der Mentalität so eingestellt waren, dass Dinge lieber aufgehoben wurden weil man sie ja vielleicht nochmal gebrauchen oder an die Kinder/Verwandten weiter verschenken könnte.
Meine Mutter ging auch gerne zu dutzenden Flohmärkten im Jahr und hat dort versucht ihr Zeug loszuwerden, was sie zuvor in dreifacher Menge gekauft hatte.
"Vermüllt" war unsere Wohnung nicht jedoch gab es oft Lebensmittel die abgelaufen waren.
Als ich mit meiner Mutter in eine Wohnung gezogen bin, die wesentlich kleiner war, wurde ihr ganzer Ramsch in Kartons verpackt und mit in die Wohnung genommen. Ich hatte beim Einzug ca. 120 Kartons gezählt.
Ich war damals 18 und es hat mich psychisch ziemlich fertig gemacht, dass wir es nicht geschafft haben den alten Kram hinter uns zu lassen und in eine Wohnung gezogen sind, die nach dem Einzug noch schlimmer aussah.
Der Keller dort wurde bis oben hin zu geräumt, teilweise mit alten Schrankwänden meiner Oma, die man ja irgendwann noch gebrauchen könnte. Meine Mutter musste dann noch ein paar kleine Container zusätzlich mieten, die sie bis heute abbezahlt.
Inzwischen bin ich seit fast 8 Jahren ausgezogen und hab mit dem Thema auch fast abgeschlossen.
Früher war es ein Kampf und wir hatten versucht teilweise Sachen ohne ihre Zustimmung wegzuschmeißen.
Ihre Reaktion darauf war wie der Stich ins Wespennest. Ich habe es irgendwann aufgegeben und sie machen lassen. Ich erinner sie nur regelmäßig daran, dass es so nicht weitergehen kann und biete ihr an Sachen zum Sperrmüll zu fahren.

Sie ist nicht mehr die jüngste (70) und hat auch in den letzten Jahren nicht mehr viel dazu gekauft. Sie macht jetzt auch mehr Reisen seit sie in Rente ist und scheint sich ein wenig von dem Chaos ablenken zu wollen.
Aber ich habe keine Hoffnung mehr, dass wir es jemals schaffen ihre Wohnung zu Lebzeiten nochmal frei zu räumen.
Meine Schwester hat mich schon gewarnt, dass bei einem Auszug eventuell ziemlich viel Arbeit auf mich zu kommen wird.
Ich würde ja gerne anfangen die Kartons Stück für Stück aus der Wohnung zu schaffen, aber das lehnt meine Mutter ab. Das einzige was sie macht ist "Umräumen" aber nicht entsorgen.
Sie scheint mit ihrem Leben einigermaßen zufrieden zu sein, aber mich macht es traurig dass sie nie richtig frei leben konnte/kann und sich immer Gedanken um ihre Sachen machen musste.

Ich habe schon in anderen Beiträgen gelesen, dass man die betroffene Person im Zweifel lieber in Ruhe lassen soll, sofern sie damit klar kommt. Ich weiß nicht ob ich ihr Problem noch aus der Welt schaffen kann und ob ich überhaupt noch die Kraft dazu hätte.


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06.01.2018 19:38
avatar  ratlos
#2
ra

Hallo,

Du schreibst, dass Deine Mutter zufrieden wirkt und sich keinerlei Veränderung wünscht. Ich fürchte, damit hast Du Deine Frage bereits selbst beantwortet. Dich macht es traurig. Deine Mutter offensichtlich nicht. Damit denke ich habt ihr keinerlei Ansatz, ihr "zu helfen". Du kannst nur einen Weg finden, selbst besser damit umzugehen. Und akzeptieren, dass dann später viel Arbeit auf Euch zukommt.


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06.01.2018 21:15
#3
avatar

@Tulpengeneral

Lieber Tulpengeneral,

zunächst einmal herzlich willkommen hier bei uns. Leider kann ich auch nichts anderes sagen, wie ratlos es schon getan hat. Wenn deine Mutter sich so wohl fühlt und keine Hilfe möchte, kannst du nichts machen. So ist das nun mal. Vielleicht kommt sie ja doch irgendwann mal selbst drauf. Dann sei für sie da.

LG Barbara

Ja


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09.01.2018 02:10 (zuletzt bearbeitet: 09.01.2018 02:12)
avatar  Emin
#4
avatar
Administrator

@Tulpengeneral @ratlos @Barbara Bruchhäuser

Lieber Tulpengeneral!

Zitat von Tulpengeneral im Beitrag #1
Früher war es ein Kampf und wir hatten versucht teilweise Sachen ohne ihre Zustimmung wegzuschmeißen.


Bitte nur das nicht, das kann sogar wenn es auch noch übertrieben wird und deine Mutter es merkt zum Vertrauensbruch führen und schlimmstenfalls zur Psychose wenn man womöglich alles wegbringt. Ich wäre verrückt geworden wenn jemand meine Bücher weggebracht hätte, sowas MUSS man selbst wollen, wenn andere das machen dann ist es als würden sie einem was raussreissen.

Ich bin selbst Messie und weiss wirklich was ich hier gerade sage, ich weiss auch das ihr es alle wirklich gutmeint mit eurer Mutter. Nicht das es zu einem Loyalitätskonflikt kommt!

Sag mal hattest du mich angerufen vor ein paar Tagen? Oder war das jemand anderes?

Ich Bitte @Jennifer und @Jacaranda und @Wolfram und @Henni auch was dazu zu sagen. Danke!

Herzlichst aus Antalya
Emin


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09.01.2018 08:30
avatar  Henni
#5
He

@Tulpengeneral
wenn deine mutter sich so wohlfühlt ..dann kannste glaub ich nix machen.
mach dir nicht soviele sorgen ...entsorgen kannst du irgendwan ...wenn sie ihr
zeug nicht mehr braucht.
lg henni


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