Gestern fiel mir das mit den 10 Minuten noch ein bisschen schwerer. Frühschicht und Tropennächte... Gestern wurde es kühler. Letzte Nacht hab ich 12 Stunden geschlafen!
Vorher hab ich einfach schön langsam und im Sitzen immer ein neues Buch von der Ablage genommen und dafür je ein Buch aus dem Regal am Bett gezogen und aussortiert. 11 Bücher in 10 Minuten und dann gute Nacht. Dabei konnte ich beobachten, dass ich mich die ganze Zeit moralisch verurteile dafür, dass ich mehr Bücher angehäuft hab, als ich lesen kann. So macht die Arbeit natürlich nicht den geringsten Spaß, wenn so ein blödes Über-Ich einen dabei die ganze Zeit runterputzt! Aber wie soll ich ihm sagen können, dass es einfach mal die Fr* halten soll, wenn es doch recht hat und ich weiß, dass es recht hat, und ich mein Verhalten nicht so einfach ändern kann, weil es anscheinend zwanghaft ist?
Jedenfalls gibt es eine Kleinigkeit zu feiern: Die ersten 5 Kilo sind runter! Das ist natürlich nicht alles Fett. Aber mein Bauch fühlt sich schon flacher an, und der Rücken ist auch deutlich glücklich über die Entlastung usw., also da ist schon auch eine gesundheitliche Verbesserung, und zwar ganz schön erheblich!
Passenderweise sollte ich mir in Zanadio über Belohnungen Gedanken machen, und die schönste Belohnung ist für mich eine Radtour mit Badepause! Gern den ganzen Sommer immer wieder!
Da fiel mir auf, dass das vermutlich was ist, wofür sich andere, die abnehmen wollen, belohnen müssen, damit sie's tun! Also einen weiteren Zusammenhang sehe ich zwischen meiner Messie-Wohnung und den überschüssigen Kilos: Statt an meinen freien Tagen radeln und schwimmen zu gehen, was mir sogar Spaß macht, sitze ich üblicherweise rum und prokrastiniere! Und eine meiner liebsten Ausreden, warum ich nicht sofort anfange, ist: Erst noch eine Kleinigkeit essen! 🤣🤣🤣
Ich würde gern schreiben, damit sei jetzt Schluss. Aber tatsächlich habe ich heute noch nicht gefrühstückt... Also man kann nicht so einfach "Schluss damit machen", sondern muss sich bewusst machen, was grade läuft und ob das okay ist.
Noch eine ziemlich dramatische Entdeckung hab ich gemacht bei diesen Aufgaben: Man sollte sich vorstellen, man hätte seine Gewichts-Ziele erreicht und wie das wäre. Da war ich in meiner Phantasie gar nicht mal furchtbar leicht, aber ich hatte einen sehr muskulösen Körper! Also grade um die Schultern rum: Eher. Nicht. Weiblich.
Boah! Moment mal: Kleine Jungs und kleine Mädchen imaginieren vor der Pubertät ihre zukünftigen Geschlechterrollen und Körper im Rollenspiel. Mit der Pubertät wachsen sie dann langsam da rein, diese Vorstellungen zu realisieren bzw. auch an die Realität anzupassen. Dieser Prozess ist bei mir so nicht gelaufen!!! Vor der Pubertät im Rollenspiel war ich Indianer oder Seeräuber oder sonstwas, aber neverever Prinzessin oder so! Meiner Barbie hab ich die Haare abgeschnitten und hab Abenteuerspiele mit ihr gespielt. Nach der Pubertät hab ich mich bemüht, mit der Frauenrolle zurechtzukommen, und mich meist als linkische Fehlbesetzung gefühlt. Mehr oder weniger heimlich habe ich Bücher verschlungen, in denen sich Mädchen als Jungen verkleidet durch's Leben geschlagen haben oder später über Butches (Lesben, die eher die Männerrolle einnehmen). Also auch wenn ich früher nicht die geringste Ahnung hatte, dass Geschlecht nicht rein biologisch ist (wir haben über das Thema auf dem Land von den Tieren gelernt, und die Schule hat dem eigentlich auch nur eine Vertiefung desselben hinzugefügt - dass Geschlecht auch eine kulturelle Angelegenheit ist, kam einfach nicht vor) - ich habe eigentlich ganz genau gemerkt, dass mir die Frauenrolle nicht passt, wie ein Kleidungsstück, das völlig falsch geschnitten ist, und das Thema war die ganze Zeit präsent, auch wenn ich die Bedeutung nicht verstanden hab.
Und nun, wenn man mich fragt, wie ich meinen Körper gern hätte, dann bricht das alles auf und ich merke mit voller Wucht: Das, was sich von innen her gut anfühlt für mich, hat echt keinerlei Ähnlichkeit mit weiblichen Models... Gleichzeitig bin ich aber zum Glück ganz zufrieden mit den weiblichen Geschlechtsorganen, und irgendwelche Weißkittel mit Messern würde ich nur im medizinischen Notfall an mich ranlassen.
Also keine Ahnung, wo mich das Thema noch hinführen wird, aber erstmal in die Küche zu einem deftigen Frühstück, und später mit dem Rad die Bücher wegbringen und zu einer Veranstaltung in einen anderen Stadtteil und morgen gibt's als Belohnung für die ersten 5 Kilo eine schöne Radtour!
