Edamia erstellt einen Plan...

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06.09.2015 19:27 (zuletzt bearbeitet: 06.09.2015 19:28)
#256
Ed

Danke Lena und numi für eure Antworten.

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Zitat von numi im Beitrag #255
" [Ich hatte] gehofft [...], du würdest selbst zu der Erkenntnis kommen, dass du auf deine Prioritätenliste prinzipiell das zu unterst schreibst, vor dem du am meisten Schiss hast. Dann eierst du den ganzen Tag mit anderen "furchtbar wichtigen" Sachen rum, und hältst dich somit davon ab, den untersten Listenpunkt zu erreichen. Da das, was wirklich am wichtigsten gewesen wäre, demzufolge unerledigt bleibt, bist du natürlich unzufrieden. Am besten lief es bei dir in der Zeit, als du dir die unangenehmste Aufgabe (da war es das Tanzen) als ersten Punkt auf deine To-Do-Liste gepackt hattest.
Hmm... *denk* Mir erscheint tatsächlich alles wichtig. Ist die Steuererklärung tatsächlich wichtiger als das verschimmelte Geschirr in der Küche? Als dass ich über meinen Krempel auf dem Boden stolpere, ständig frustriert irgendwelche Sachen suche und jedesmal beim Öffnen meiner Wohnungstür Angst habe, ein Nachbar oder gar meine Vermieter könnten einen Blick hinein erhaschen? Wichtiger als meine verkümmerten Muskeln? Es ist schwer diese Dinge, mit denen man ja ständig konfrontiert ist, (erstmal) links liegen zu lassen um sich um so etwas abstraktes und (scheinbar) weit entferntes zu kümmern.
Zitat von numi im Beitrag #255
"Meine einfachste Handlungsempfehlung wäre: Eat that frog. Kümmere dich um deine Steuererklärung. Jeden Morgen ein paar Minuten lang damit zu befassen (Papiere zusammentragen, das Formular mal angucken, ohne was auszufüllen...) würde schon reichen.
Ja, das ist im Prinzip ein guter Plan. Kann mich im Augenblick innerlich noch nicht richtig damit anfreunden, aber im Kopf sehe ich ein, dass das ein sehr guter Plan ist.

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Zitat von numi im Beitrag #255
" Ja, das mit dem Kämpfen ist so ne Sache. Wenn man nicht kleinschrittig übt, sich für seine Handlungen zu belohnen, programmiert man seinen Antrieb nicht um. Dann bleibt es ein Kampf, statt dass es "einfach mal Spaß macht". Deine Signatur sagt: "Es ist erlaubt, Spaß zu haben", also frage ich dich: Wo war dein Spaß in den letzten Wochen und Monaten? Was hast du genossen, wofür hat es sich gelohnt zu kämpfen?
Anfangs war ich stolz auf kleine Erfolge und habe mich gefreut. Aber es gelingt mir nicht auf Dauer, den Berg an Aufgaben, der noch auf mich wartet, auszublenden.

Zitat
"Ich will 100 Teile Geschirr spülen." Du schaffst 50. Du hast "versagt". Bist frustriert.
"Ich will 50 Teile Geschirr spülen." Du schaffst 50. Ziel erreicht. Bist zufrieden.
"Ich will 25 Teile Geschirr spülen." Du schaffst 50. 100% mehr. Bist happy.
"Ich will 5 Teile Geschirr spülen." Du schaffst 50. 900% mehr. Bist superhappy.

Klar ist es klasse, wenn man sich nur 25 Teile Geschirr spülen vorgenommen hat, und hat 50 geschafft.
Aber was, wenn es notwendig ist, 100 Teile abzuwaschen? (Meine das sinnbildlich.)
Eine zeitlang kann ich mich vielleicht über die Leistung, 50 Teile geschafft zu haben, freuen. Aber auf Dauer kann ich die 50, die fehlen (bzw. es werden ja immer mehr, weil sie sich anhäufen), nicht ignorieren. Der Berg gerät zwangsläufig immer wieder in mein Sichtfeld. Wie soll ich mich da noch freuen?

Und mit dem Belohnen ist es so eine Sache. Es gibt wenig, was mir Freude bereitet.
Ich kann lachen, wenn Arbeitskolleg/innen Scherze machen, und bei manchen meiner Lieblings-TV-Serien muss ich manchmal schmunzeln. Ich fühle mich wohl, wenn ich mich unter der Bettdecke verkriechen kann, aber das ist ja im Alltag wenig konstruktiv.
Meist bewegt sich mein Erleben in Grauschattierungen, Farbklekse sind selten und wenn, dann sind es meist Situationen, die nicht geplant sind. Ich weiß kaum, wie ich mir selbst Glücksmomente verschaffen kann. Meistens ist das Beste, was ich erreiche, eine neutrale Stimmung anstatt einer negativen.

Wann ich in letzter Zeit Spaß hatte:
- In den letzten Wochen vor der Sommerpause hatte ich manchmal beim Tanztraining Spaß, weil wir da nun auch ein paar lustige Sachen proben, die nicht so schwer sind.
- Auf der Hochzeit letztens habe ich mich amüsiert, nachdem ich erstmal ein paar Leute kennengelernt hatte.
- Kürzlich hatte ich Besuch von Freunden und wir waren wandern, bei wunderschönem Wetter und mit herrlicher Aussicht, das war wirklich schön.
- Auf einer Kulturveranstaltung in der Stadt war ich bei einer Klangperformance. Ein Instrument hat mir Gänsehaut verschafft und mir ein Grinsen ins Gesicht gezaubert.


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Im Augenblick bin ich (höchstwahrscheinlich) auch deshalb wieder so negativ und frustriert, weil es mit den "Herausforderungen" kein Ende nimmt.

Nächste Woche habe ich Urlaub, aber ich kann ihn nicht genießen:
- Am Mittwoch kommt der Handwerker.
- Ich habe meinen Eltern versprochen, sie für ein paar Tage zu besuchen (möchte ich eigtl. auch, aber ist auch immer mit einigem Aufwand verbunden).
- Die Woche darauf ist sehr viel los an der Arbeit (muss Dinge machen, wo ich keine Routine habe und die mich nervös machen), und ich muss dafür noch einiges vorbereiten.

Auf Druck und (gefühlte) Überforderungen reagiere ich halt immer noch nach der als Kind erlernten "Strategie": Rückzug, "totstellen" und Probleme so gut wie möglich ausblenden... Und wenn das nicht geht, werde ich starrköpfig und trotzig...

*Seufz* Ich wünsche mir mal ein paar Wochen am Stück, wo alles ruhig und in gewohnten Bahnen läuft, und ich ohne zusätzlichen Stress an mir arbeiten kann.

Aber das Leben ist halt kein Wunschkonzert...

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Ich bin ein Zauberlehrling, der lernen möchte, wie man aus einem halb leeren Glas ein halb volles zaubert!

~~~ >oO°> ~~~ Nicht dagegen, sondern mit dem Strom schwimmen ~~~ >oO°> ~~~

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06.09.2015 21:00 (zuletzt bearbeitet: 06.09.2015 21:03)
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#257
Gast
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"Meistens ist das Beste, was ich erreiche, eine neutrale Stimmung anstatt einer negativen"

Auf gar keinen Fall will ich hier eine Ferndiagnose stellen, aber genau dieses Erleben einer weitgehenden "Unmöglichkeit, positive Gefühle zu empfinden" ist die Definition echter Depressionen. Möglicherweise (!) mit einem Anteil Winterdepressionen. Es ist ein chemisches Ungleichgewicht im Gehirn. Es werden entweder zu viele Traurigkeitshormone produziert, oder sie werden zu langsam abgebaut, oder es werden zu wenige Glückshormone produziert.

"Ist die Steuererklärung tatsächlich wichtiger als das verschimmelte Geschirr in der Küche?"
Dir kann eine Menge Geld entgehen. Als Selbständige besteht das Risiko, vom Finanzamt geschätzt zu werden, und eine Nachzahlung leisten zu müssen, die sich aus deinem realen Einkommen nicht rechtfertigen würde. So oder so scheint mir aber immer alles, was du ganz ans Ende deiner Listen packst, das zu sein, das dir am meisten Angst macht. Und somit hast du Angst, das Ende der Liste zu erreichen. Das wiederum bedeutet, dass du immer langsamer wirst, immer leichter bereit bist, dich Erschöpfungs- oder Schmerzempfindungen hinzugeben, und dich immer bereitwilliger ablenken lässt.

"Anfangs war ich stolz auf kleine Erfolge und habe mich gefreut. Aber es gelingt mir nicht auf Dauer, den Berg an Aufgaben, der noch auf mich wartet, auszublenden."
Das würde passen, wenn du bevorzugt die "Magenschmerz-Aufgaben" aufschiebst. Irgendwann wartet nur noch Magenschmerzzeug auf dich, und das wird natürlich immer unangenehmer. Wenn der Berg aus nichts anderem bestünde, außer aus 100 Teilen Geschirr, würdest du den mit links bewältigen. Und das sagt mir, dass es nicht am Geschirrberg liegt, sondern an dem, was hinter dem Geschirrberg auf dich lauert.

"Ich wünsche mir mal ein paar Wochen am Stück, wo alles ruhig und in gewohnten Bahnen läuft"
Also ohne Magenschmerzaufgaben. Da wir hier gerade so offen darüber sprechen: Ich habe den Plan, den ich dir vorgestellt hatte, bewusst so gestaltet, dass er immer (extra kleine) Dosierungen von dem beinhaltet, was meiner Meinung nach deine Magenschmerz-Themen sind - und diese immer extra fließend aus der vorherigen Aufgabe eingeleitet, und sofort im Anschluss eine längere Pause folgen lassen (schau ruhig noch mal nach, Stichwort persönlicher Papierkram und Bewegung). Und da plötzlich kam deine Ablehnung, überhaupt noch mit Listen arbeiten zu wollen. Meine Schlussfolgerung: Du hast die Liste abgelehnt, weil du befürchten musstest, dass sie funktionieren könnte, und du dich dann den Magenschmerzaufgaben tatsächlich stellen müsstest.

Es gibt ja noch eine andere Möglichkeit, wie du damit umgehen kannst. Die setzt genau wie die andere voraus, dass du dir wirklich bewusst machst, was deine Magenschmerzaufgaben sind, damit du erkennen kannst, welches deine "Damit-drücke-ich-mich"-Aufgaben sind. Indem du dir erlaubst, die Magenschmerzaufgaben für eine Weile definitiv nicht angehen zu müssen, indem du dir wirklich erlaubst, sie bewusst zu verschieben, kannst du dir auch erlauben, die Drückeberger-Aufgaben zügig zu erledigen. Wenn dann nur noch die Magenschmerzaufgaben übrig sind, kannst du erneut prüfen, ob du dich ihnen ohne den zusätzlichen Ballast stellen kannst (ganz ohne Druck - wirklich nur prüfen, ob du jetzt besser damit umgehen kannst, und ob du die vorher erlernten Techniken, Aufgaben zu zerlegen, dich zu belohnen etc darauf anwenden kannst). Du wirst ja mit jedem Erfolg, den du erlebst, resilienter. Also deine Fähigkeit, mit Herausforderungen umzugehen, wächst. Es könnte also durchaus sein, dass du die Steuererklärung als überhaupt nicht mehr so beängstigend empfindest, wenn du erst mal den ganzen (auch riesigen) Haufen-ohne-Magenschmerzinhalte abgetragen hast, der zwar hoch ist, aber aus Aufgaben besteht, die für sich allein nicht wirklich Angst einflößend auf dich wirken.


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06.09.2015 22:43
#258
Ed

Ja, das mit den "Magenschmerz-Aufgaben" ist sicherlich so.
Das war wieder einmal ein guter Denkanstoß... Diesmal kann ich es schon besser annehmen, glaube ich.
(Manche Dinge muss man immer wieder hören...)
Ich hoffe, dass es mir nun gelingt, aus meiner Selbstmitleids-Dauerschleife wieder auszusteigen und die Dinge von Neuem anzupacken.

Chronische Depressionen, ja. Das ist so zermürbend und deshalb bin ich auch immer wieder so frustriert und resigniere.
Das einzige, was ich noch nicht versucht habe, ist eine Verhaltenstherapie. Aber nichts anderes machen wir im Prinzip hier, nicht wahr?
Aufgeben ist keine Option. Nur manchmal... da kann ich einfach nicht mehr. Es ist halt irgendwie doch ein Kampf, oft.

Aber ich weigere mich die Hoffnung aufzugeben, dass ich etwas leichter, fröhlicher, gelassener und erfolgreicher leben kann.
Training, in kleinen Schritten. Mit Selbstlob und Belohnung. Morgen geht es weiter.

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06.09.2015 22:50
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#259
Gast
( gelöscht )

"Aber nichts anderes machen wir im Prinzip hier, nicht wahr?" Naja...die Küchenversion ;)

Es tut mir Leid, dass ich mich jetzt nicht mehr daran erinnere, und nachlesen mag ich gerade auch nicht: Antidepressiva hast du schon versucht bzw nimmst du? Wenn ja, hast du mal mit deinem Neurologen darüber gesprochen, dass sie dir nicht helfen? Wenn es ein chemisches Ungleichgewicht ist, kann man das bis zu einem gewissen Grad ausgleichen (also z.B. den Winterdepressionsanteil mit Sonnenlicht oder künstlichem Vitamin D angehen, auf ausgewogene Ernährung achten), aber heilen kann mans damit alleine nicht. Und auch eine Psychotherapie gleicht keinen Hormonmangel bzw Hormonüberschuss aus. Wenns allerdings nicht daran liegen sollte...hier gibt es noch weitere mögliche Erklärungen, die du abklären und ggfs ausschließen kannst (die mit der Zöliakie finde ich zum Beispiel sehr spannend)

"Diesmal kann ich es schon besser annehmen, glaube ich."
Das ist gut!


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07.09.2015 11:11
#260
Ed

Hi numi,

ja, verschiedene Antidepressiva habe ich schon ausprobiert und teste gerade sogar eine Kombination. Diesen Monat habe ich auch noch einen Termin bei einem Facharzt.

Ein paar Jahre Gesprächstherapie habe ich hinter mir. Dadurch habe ich vieles über mich gelernt; gegen die Symptome hat es leider nicht geholfen.

Schilddrüsenfehlfunktion wurde ausgeschlossen, auf Zöliakie habe ich mich auch mal testen lassen - negativ (zum Glück!). Vitamin D nehme ich in den Wintermonaten ein (25 Mikrogramm = 1000 Einheiten täglich) und dieses Jahr auch mehr oder weniger regelmäßig im Sommer, weil ich so eine Stubenhockerin bin.

Ich erwäge, den Arzt nach Verhaltenstherapeuten in meiner Nähe zu fragen.

Bei mir ist sicherlich eine genetische Anfälligkeit für Depressionen gegeben (Vater), gepaart mit negativen Kindheitserlebnissen (ständig streitende Eltern, emotional übergriffige Mutter) - also eine falsche Programmierung, die sich daraus ergeben hat!

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Heute will ich meine Höhle wieder verlassen.

Auch heute (*schäm*) werde ich nicht als erstes mit der Steuererklärung anfangen, auch wenn ich das noch im Bett kurz in Erwägung gezogen hatte.

Aber ich habe seit 3 Tagen nicht geduscht, nicht abgewaschen, nicht aufgeräumt, kaum etwas gegessen... - die nächsten ca. 2 Stunden möchte ich erstmal diesen grundlegen Notwendigkeiten widmen. Eins nach dem anderen.

Doch damit ist der Tag ja (hoffentlich) noch nicht zuende...

.

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