Warum ich?

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24.05.2019 03:58 (zuletzt bearbeitet: 18.09.2019 09:41)
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#11
Gast
( gelöscht )

Lieber Emin,

kennst Du die Medien Pascal Voggenhuber, Gordon Smith und den Meisterhypnotiseur Gabriel Palascio?
Drei super sympathische Menschen, die alle reichlich Erfahrungen mit Verstorbenen haben.
Pascal und Gabriel haben ebenfalls als Kind ihren Vater verloren (ich glaube Gabriels Vater hat sich sogar erhängt und er hat ihn gefunden, wenn ich mich recht erinnere).
Ach ja, und hast du den Film "Ich bin dann mal weg" gesehen? Ähnliche Geschichte, als Harpe Kerkelings depressive Mutter Schlaftabletten genommen hat und er sie zu spät gefunden hat - mit ewigen Schuldgefühlen.

Meine Erfahrung ist, dass hochsensitive, sowie spirituell weit entwickelte und auch hellsichtige und hellfühlige Menschen sehr häufig derart traumatische Erfahrungen in der Kindheit gemacht haben.

Meine Eltern haben, als ich vier Jahre alt war, einfach meine geliebte Hündin zur Tierärztin gebracht und sind ohne sie wiedergekommen! Ein Albtraum! Die Tierärztin hat bei ihr Rückenmark-Krebs im Röntgenbild diagnostiziert und meine Eltern haben sich noch vorort entschieden, sie direkt einschläfern zu lassen. Ich hatte keine Chance, mich von ihr zu verabschieden.
Mein Vater hat sie vorher mehr als einmal aus nichtigen Gründen vor meinen Augen verdroschen. Das war extrem schlimm für mich, hilflos zuschauen zu müssen.
Erst letztes Jahr (mit 50 Jahren) ist mir bewusst geworden, dass ich durch diese traumatischen Erfahrungen eine ganz besondere Beziehung zum Sterben und zu allen Tieren habe und vielleicht auch deshalb inzwischen fast Veganerin bin.

Mein Vater war durch Internatserfahrung, Notabitur, den Krieg und anschließende Heimatlosigkeit (meine Großeltern hatten ein großes Rittergut und sind in Sachsen 1945 enteignet worden) schwerst traumatisiert, was nie psychotherapeutisch behandelt wurde.
Ich war sein sechstes Kind aus zweiter Ehe. Immer, wenn er in technische Reparaturen vertieft war oder sein Auto gewaschen hat und wir ihn zum Essen gerufen haben, hat er sich derart erschrocken, dass er gleich los geschrien hat. Ich habe alle möglichen Strategien als Kind entwickelt, um das Erschrecken und Schreien meines Vaters zu vermeiden. Aber das war ausgesprochen schwierig. In unserer Straße war er als Schreier vom ... bekannt.:-(
Mir ist erst jetzt bewusst geworden, dass meine Mutter mich als Kind nie vor seiner Willkür geschützt hat. Sie hat es zugelassen, dass wir Kinder ständig mit einem unberechenbaren aggressiven kranken Vater konfrontiert waren und aufgewachsen sind.
Sie selber ist in Stresssituation immer an den Küchenschrank gegangen, hat sich Zuckerwürfel genommen und Baldriantropfen daraufgeträufelt. An den Geruch erinnere ich mich immer noch.
Wenn ich sie heute darauf anspreche, erkennt sie keinerlei Zusammenhang zur bipolaren Störung meines einen Bruders, zur schweren Neurodermitis meines anderen Bruders, zur Scheidung von meinem ersten Mann uvm. Das lässt mich total verzweifeln, denn mir waren diese Zusammenhänge bereits als Kind und Jugendliche bewusst, aber ich konnte nicht verhindern, dass meine Geschwister und ich die Probleme an unsere Kinder weitergegeben haben. Mein einer Bruder muss lebenslang Psychopharmaka einnehmen und sein Sohn, mein Neffe hat vorletztes Jahr plötzlich einen bösartigen Hirntumor bekommen.
Ich fühle mich bis heute schuldig, dass ich meine eigenen Kinder in meiner Verzweiflung als alleinerziehende Mutter vor vielen Jahren misshandelt habe, obwohl jegliche Gewalt an Kindern (und Tieren) für mich ein absolutes No-Go war und ist! Meine Mutter fühlt sich in keiner Weise dafür verantwortlich.
Auch das mein Messie-Syndrom mit dieser frühkindlichen Traumatisierung zu tun haben könnte, kann sie nicht nachvollziehen. Sie meint dazu nur: "Von mir bzw. uns hast Du das nicht." Weil mein Elternhaus immer tipp top sauber und aufgeräumt war und ist.

Als Vierjährige hatte ich auch eine Schiel-Op und wurde nach der OP in ein Dreibett-Zimmer als Vierte dazu geschoben. Ein Auge war zugeklebt. Als meine Familie mich mittags kurz besuchen durfte (1972, da gab es noch stark eingeschränkte Besuchszeiten und keine Familienzimmer) und dann wieder gehen musste, schrie ich so sehr, dass sich die drei älteren Mädchen in dem Krankenzimmer über mich lustig machten.
Ich fühlte mich seitdem immer wieder allein gelassen, vergessen, ausgeschlossen und vernachlässigt. Wahrscheinlich bin ich deshalb später so eine einfühlsame Krankenschwester und inzwischen Yogalehrerin geworden.

Noch heute schäme ich mich für die unordentlichen Bereiche (Küche, Büro, Schlafzimmer) in unserem Haus und achte peinlichst darauf, dass die Türen geschlossen sind, wenn Besuch da ist (was bei uns beruflich bedingt mehrmals die Woche der Fall ist). Welch Wohltat und Erleichterung ist es, wenn alles aufgeräumt ist und ich mich nicht schämen muss.

Mein großes Vorbild ist übrigens Peace Pilgrim, die große amerikanische Friedenspilgerin, die 1952 fast 30 Jahre lang bis zu ihrem Tod durch Amerika gepilgert ist, nur mit dem, was sie am Leib trug.
Ich sehne mich nach Minimalismus, tiny house, Zirkuswagen oder ähnlichem, möchte wie Du Emin mit ganz wenig klar kommen und bin noch so weit davon entfernt.:-(

Trotzdem bin ich schon weit gekommen und habe viel erreicht zur eigenen Heilung.
Aber ich habe auch noch einen längeren Weg vor mir, den ich jetzt gerne ein Stück mit Euch gemeinsam gehe.
Herzensgrüße,
Mondscheinsonate (Nickname nachträglich geändert)

P.S. Mir hat übrigens vor ein paar Tagen auch ein inzwischen gelöschtes Mitglied (Nicky) Hilfe angeboten.


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24.05.2019 14:07 (zuletzt bearbeitet: 18.09.2019 09:26)
avatar  Wolfram
#12
Wo

@Mondscheinsonate

ich finde es eigenartig, warum Eltern nichts dazulernen. Ich hatte in der Schule nichts über Kindererziehung, Haushaltsführung, Psychologie u.v.m. gelernt. Ich weiß nicht, ob das heute anders ist. ..... (steht jetzt für politische Gedanken).
Darum werden Fehler und Nützliches an die nächste Generation weitergegeben. Du solltest mal ergründen, warum Deine Mutter so gehandelt hat.
Beim Schlagen der Kinder kommt es wohl darauf an, ob das Verhalten zum Nachteil des Elternteils erfolgt (positiv) oder aus erzieherischen Gründen (negativ). Danke für den neuen Gedanken.
Psychotabletten sehe ich evtl. nur bei Geburtsfehlern als ggf. notwendig an. Alles andere sehe ich als erworben an und könnte durch therapeutische Maßnahmen geheilt werden.

viele Grüße
Wolfram


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24.05.2019 18:16 (zuletzt bearbeitet: 18.09.2019 09:28)
avatar  Emin
#13
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Administrator

@Mondscheinsonate

Liebe Mondscheinsonate!

Zitat von Mondscheinsonate im Beitrag #11

P.S. Mir hat übrigens vor ein paar Tagen auch ein inzwischen gelöschtes Mitglied (Nicky) Hilfe angeboten.



Ja ich hab diese Mitgliedschaft selbst beendet,
mit Hilfe hat das für mich nichts zu tun,
es war ein versuchter Castingversuch.
Du müsstest dazu die Laufschrift oben sehen im Forum.
Viele von uns wurden mit genau der gleichen PN angeschrieben,
doch in dieser Steht nicht wer dahintersteckt, hat schon seinen
Grund wohl.

Deinen Beitrag lese ich mir nochmal durch, das ist interessant
und kann einen sehr nachdenklich machen.

Beste Grüsse bei Frankfurt am Main
Emin


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29.05.2019 14:36
#14
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Moderator

hallo Emin usw.

ich weiß genau warum ich Messie bin. Es ist öfters vorgekommen, dass ich aus der Schule kam und sämtliche Möbel (alle sehr niedrig und klein) waren umgestellt. Auch der Inhalt war umgeräumt, so dass ich erst mal überall rein geguckt hab, um zu wissen, wo ist was. So über meinen Kopf hinweg wurde sowieso immer alles entschieden. Man fühlt sich als Kind so klein und den Erwachsenen ausgeliefert, so ein Erlebnis wie eben beschrieben sorgt dann noch zusätzlich für Unsicherheit und eine Art Entwurzelung.

Dann kriegte meine Mutter einen Tobsuchtsanfall, wenn sie die Schränke öffnete. Nach außen hin war alles ordentlich, bis auf die Puppen, die nichts anhatten. Was ist daran schlimm, ich begriff es nicht. Sind doch nur Puppen. Dann fiel ihr aus den Schränken alles entgegen. Sie zeigte mir, wie man Klamotten zusammenlegt und ich sollte es dann in den Schrank tun. Weil ich mich aber an der Stuhllehne festhielt, als ich drauf stieg, fiel alles wieder auseinander. Da hat sie es dann wieder selbst gemacht. Und jedes Mal die Schimpferei: "Du Schlampinchen! Irgendwann schmeiße ich alles aus dem Fenster!"

Wie man sich so über Unordnung aufregen kann, ich begreife es heute noch nicht. Unordnung ist ein normaler Anblick hier, der sog. Ist-Zustand der Wohnung, der mit dem Soll-Zustand so viel gemeinsam hat wie ein T-Rex mit einer Küchenschabe. Vielleicht die Größe des Gehirns im Verhältnis zum Rest des Körpers.

Dann ist ja Ordnung so ein relativer Begriff. Der eine braucht wirklich die Etiketten alle vorn, die Konserven nach Größe sortiert oder nach Alphabet, der andere braucht die Bücher oder CDs alphabetisch sortiert, der nächste braucht die Klamotten nach Farbe sortiert oder mit Karten versehen, z. B. Blinde, die nicht wissen, welche Farbe ist das. Dann reicht es einem, wenn die Bücher nebeneinander stehen und nicht ein paar auf den stehenden Büchern drauf liegen, der andere muss wirklich alles glatt und barrierefrei haben, weil er Rollifahrer ist, und dazu kommt die Schwierigkeit:

Hat man einmal aufgeräumt, fällt es schwer, diesen Zustand aufrecht zu erhalten, aber noch schwerer finde ich es, zu erkennen, wo ist es noch gemütlich und wo fängt Messie an. Sammelt sich wieder was an? Und dann diese Anfänge nicht mehr einreißen zu lassen, das heißt überhaupt zu erkennen, da ist ein Anfang von Chaos. Ich hatte mal Handarbeit im Wohnzimmerschrank. Habe ich sie raus geholt und sollte sie wohl auch wieder rein stellen. Irgendwann dachte ich: Was soll der Quatsch, ich hol sie doch sowieso gleich wieder raus. Lasse ich sie liegen. Das war das Erste, was liegen blieb.

Zu sehen: Da geht es wieder los, wenn ich nicht aufpasse. Dafür bin ich echt blind geworden. Auch als hier alles super ordentlich und sauber war, habe ich nicht gesehen, wo muss ich denn putzen. War ja alles sauber. Die Kunst besteht halt darin, dass man es nicht so weit kommen lässt, dass man sieht, dass geputzt werden muss. Aber die beherrsche ich auch nicht. Denn was ich nicht sehe, das mache ich auch nicht. Und wenn es so überhand nimmt wie im Moment, weiß ich ohne Lagerbox kann ich eh nichts machen außer von A nach B räumen. Zu wissen, nach einer Woche muss man Staub saugen. Kann ich jetzt auch nicht, weil zu viel auf dem Fußboden rum liegt. Das nicht so weit kommen lassen, dass man so viel rum liegen hat - keine Ahnung, wie das geht.

Als hier alles ordentlich und super geputzt war, hatte ich den Keller voll gerümpelt und konnte dort nicht mehr stehen. Kann ich jetzt auch nicht. Darum miete ich ja im Herbst ne Lagerbox.

Viele Grüsse
Draculara

http://www.draculara.de

http://messie.bplaced.net/messie

Eine Lösung setzt ein Problem voraus. Ich kenne meine Fehler, das hält mich aber nicht davon ab, sie zu machen

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30.05.2019 04:12 (zuletzt bearbeitet: 18.09.2019 09:25)
avatar  Emin
#15
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Administrator

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@Mondscheinsonate @jamie512 @Zauberlachen @RedLotus @Safanie @yemmi @Kaktusfeige @Lollipopp70 @Gabriella @Walburga @Edamia @Edamia82 @Zunny @ASPIE21 @Lana @Teetante @SoCa

Liebe Mondscheinsonate!

Ich bin an deinem Beitrag hängengeblieben als ich ihn gelesen habe und habe diese Dame recherchiert, sie ist ein ich sag mal excellenter Mensch, was für eine Hingabe, welch Leidenschaft in diesen Augen steckt, eine durch und durch authentischer Mensch. Schau Bitte dies an:


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Du sagst:

Zitat von Mondscheinsonate im Beitrag #11
Mein großes Vorbild ist übrigens Peace Pilgrim, die große amerikanische Friedenspilgerin, die 1952 fast 30 Jahre lang bis zu ihrem Tod durch Amerika gepilgert ist, nur mit dem, was sie am Leib trug.
Ich sehne mich nach Minimalismus, tiny house, Zirkuswagen oder ähnlichem, möchte wie Du Emin mit ganz wenig klar kommen und bin noch so weit davon entfernt.:-(


Du bist auf dem Weg dahin, an diesen Ort der leichtigkeit, ich habe es geschafft, du schaffst es auch, es dauert Jahre, vielleicht 10 Jahre doch das ist egal, verlasse diesen Weg niemals,
du gehst diesen Weg, du bist es der sich nicht aufgibt sondern sich aubaut was ich auch zwischen deinen Zeilen liese. Schön das du hier bei uns bist.

Herzlichst
Emin


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