Zitat von Aus Chaos entsteht Neues im Beitrag #26

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Auf mich trifft es oft genug zu, dass ich gewisse aufgeräumte Bereiche nicht lange so lassen kann, weil die mich zu sehr an LEERE erinnern.

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Bei mir ist es die Verzweiflung und das Unvermögen, Gegenstände da hin zu packen, wo sie eigentlich hin gehören. Sie befinden sich oft sogar immer noch in der Einkaufstüte - mangels Platz - würde ich die Flächen auf den Schränken leer räumen, wären das für mich eigentlich nur Abstellflächen für Einkäufe, damit sie nicht in der Tüte rum liegen. Ich bin sogar mal versehentlich auf eine Nudeltüte getreten und musste die Nudeln vorübergehend in einen leeren Kartoffelpüree-Karton füllen, weil die Tüte kaputt ging.

Selbst das Gästebett habe ich so lange als Abstellfläche betrachtet, bis der Fußboden davor ebenfalls vollgestellt war. Die (von anderen) vorübergehend hergestellte Ordnung und Sauberkeit hatte nicht lange Bestand, weil ich mich in ihr fremd, als Eindringling, gefühlt habe. Die Wohnung sieht aus wie ein Schlachtfeld - und als es leer war, herrschte kein Frieden, nur ein Lauern im ordentlich, aber voll geräumten Schrank, als die Sachen mir zuriefen: "Du hast nicht das letzte Wort! Ha, warts nur ab, wir kommen ganz anders wieder rein! Du kannst uns nicht klein kriegen, nicht auf Dauer! Wir sind stärker, du kannst keine Ordnung, du kannst nur Chaos!"

Jetzt weiß ich auch endlich, wessen Stimme ich da höre: Wer mir immer vorgeschrieben hat, was ich könnte und was nicht. Der Vater! "Du kannst nicht rechnen! Du machst Finanzbuchhaltungskurs? Lass das sein! Du kannst das nicht!" Ich habe gesagt: "Aber der Rechner kanns. Ich muss nur die Technik beherrschen!" Meine Mutter: "Du Schlampinchen!" Zusammenfalten kann ich die Wäsche. Ich kann sie nur nicht einräumen. Ich habe es machen müssen. Immer versagt, und jede Aktion endete darin, dass meine Mutter sie selbst eingeräumt hat. Jetzt ist meine Mutter aber tot. Ihre Stimme kann ich trotzdem hören: "Ich habs dir doch beigebracht. Warum kannst du das nicht!" Oder "Schriftstellerin, das sind brotlose Künste!" usw. usw. ich könnte zig Beispiele anführen, wie die Eltern mein Selbstbewusstsein gestaucht haben.

Und Leere, das bedeutet für mich so was wie Ruhe vor dem Sturm. Erst alles in Ordnung, gut aufgebaut, Stauraum ausgenutzt, alles in Reih und Glied. Und irgendwann liegt alles durcheinander. Wie wenn meine Mutter was gesucht und sämtliche Schubladen aufgerissen und den Schrankinhalt auf den Boden geschmissen hat. Es kann ja auch emotionale Leere bedeuten, @Aus Chaos entsteht Neues hast du daran schon mal gedacht?