Projekt "Umzug", Phase I

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27.03.2024 15:18
avatar  Robin
#421
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Hallo @Rica ,
ganz so einfach ist das nach meiner Erfahrung nun gar nicht mit extrinsisch ind intrinsisch. Ich war schon vor dem Wasserschaden hier im Forum aktiv und damals hätte ich mich glatt auch als Möchtegern-Minimalistin bezeichnen können. Auf jeden Fall war ich der Ansicht, ich lebe ja schon minimalistisch, es muss nur noch der ganze Krempel raus, den ich ja eh nicht mehr benutze, weil er im Chaos versunken ist. Es ist nicht so, dass ich rein gar nichts unternommen hätte, um diesem Ziel näher zu kommen, aber meine Bemühungen waren zu sporadisch. Dann wurde mal eine Lücke (ein einzelnes Regalbrett oder das Fensterbrett in der Küche) frei gemacht, und wuchs dann allmählich wieder zu.

Und nach dem Wasserschaden war eigentlich gleich klar, dass ich jetzt einen Sachzwang habe, um in die Pötte zu kommen. Aber stattdessen passierte erstmal gar nichts mehr, außer dass ich ernst machen musste mit meiner Entscheidung, auch gegenüber Außenstehenden dazu zu stehen, dass ich Messie bin. Die Wohnungsbesichtigung war da ein ziemlicher Stresstest.

Was mich tatsächlich ins Handeln gebracht hat, war weder die äußere noch die innere Motivation. Beides war vorher schon vorhanden, ohne dass viel passiert ist. *Beides* waren notwendige Bedingungen, ohne die ich es einfach so gelassen hätte. Aber es waren eben keine *hinreichenden* Bedingungen.

Ins Handeln gekommen bin ich, nachdem ein realistischer, umsetzbarer Plan wie aus dem Nichts in meinem Kopf aufgeploppt ist. Ich habe lange Zeit zwischen den Extremen geschwankt. Minimalismus (alles raus) als Ideal und auf der anderen Seite: Dies will ich behalten, das will ich behalten, und außerdem ist mein Job anstrengend und in meiner Freizeit will ich mich erholen. Also ging alles nur in Winz-Schritten.

Aber es ist auch nicht so, dass da nix passiert ist. Ich finde auch aus der Perspektive jetzt, dass so Schritte sehr wichtig sind wie z.B., dafür zu sorgen, dass man regelmäßig kochen kann, und das auch zu tun (es muss nicht jeden Tag sein), oder morgens sein Bett zu machen und die Taschen auszuräumen und die Wäsche zu waschen. Für jemand anders können diese Schritte anders aussehen. Aber einfach: Sich wieder um seinen Alltagskram zu kümmern. Dadurch kann man sich auch allmählich etwas besser vorstellen, ohne das Messie-Chaos zu leben. Und ich merke erst jetzt, wo ich auf dieses Ziel tatsächlich zugehe, dass da irgendwas wie eine Frage ist... Also nicht mehr so genau zu wissen, wie das geht oder so. Ich weiß nicht genau, was es ist - aber es war mir immer wichtig, so kleine "Öffnungen zur Normalität" zu erhalten wie z.B., dass die Dusche zum Duschen da ist und nicht zum Sachen verstauen, oder dass es nicht akzeptabel für mich ist, niemanden in meine Wohnung zu lassen (obwohl es mir nicht leicht gefallen ist).

Und plötzlich war die Idee da, alle Bücher, die ich behalten will, können in das Regal auf dem Flur. Der Flur wird wohl nicht renoviert werden. Dort ist eine runtergezogene Decke mit Holzvertäfelung, die ganz okay aussieht, obwohl auch da das Wasser durchtropfte. Als ich meinte, dass da drüber bestimmt auch ein Wasserschaden ist, hat der Mensch von der Versicherung gleich abgewinkt. Viel entscheidender ist aber, dass wenn man sich in den anderen Räumen die Bücher wegdenkt, gar nicht viel übrig bleibt von dem ganzen Messie-Problem. Ein paar überzählige Möbel und Kleinkram. In der Küche ist es ein bisschen anders, da ist auch eine Sammlung von Lebensmitteln. Die kann ich ein bisschen dezimieren, während ich mich um die Bücher kümmere, und dann angehen, wenn der Zeitpunkt dafür gekommen ist.

Also es hat einfach Klick gemacht bei diesem Ziel, nur noch Bücher im Regal auf dem Flur.


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27.03.2024 16:02
avatar  IBI
#422
IB
IBI

Hi Robin,
ich habe lange nicht gefragt:
Wie steht es an der Stromfront?

Freu mich zu lesen, dass dich ein inneres KLICK in diese Aufräumbewegung gebracht hat.
Ist es nicht dennoch eine intrinsische Motivation oder würdest du es mit einem inneren Sinnhaftigkeit verbinden?


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27.03.2024 16:24
avatar  Robin
#423
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Hallo @IBI ,

die Stromfirma hat mir Ende letzter Woche einen überraschenden Brief geschrieben: Sie hätten Fragen und könnten mich nicht erreichen (seltsam - auf meinem AB waren nur Anrufe von anderen, usw.) und ich solle mich doch bitte melden. Am Montag habe ich es versucht, aber hab nur kurz einer Wartemelodie zugehört und dann aufgelegt, weil mein Ex am Spätnachmittag vier Kisten abholen wollte (ich habe nur zwei geschafft, weil in zwei Kisten, die ich aufgemacht hab, nur alte Papiere waren). Nun will ich von der Arbeit aus anrufen, vergesse aber dauernd, den Brief einzustecken, auf dem die Nummer steht.

Mein Eindruck zum Thema Intrinsische und Extrinsische ist, dass bei mir beide nötig waren und darüber hinaus auch ein umsetzbarer Plan, an den ich mich halten kann.


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27.03.2024 16:49
avatar  Wolfram
#424
Wo

@Robin

es gibt Leute, die nach dem Anruf schneller wieder auflegen, als der AB sich melden kann. Habe ich schon öfter gehabt. Im Büro kann man schnell abheben und das erwarten die dann auch von der Gegenseite. Nach 2x klingeln habe ich das noch nicht ganz geschafft, aber auf dem AB war nichts. Das ist dann blöd, weil ich nicht zurückrufen kann, weil die Nummer nicht angezeigt wird.

viele Grüße
Wolfram


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27.03.2024 17:01
avatar  Rica
#425
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Zitat von Robin im Beitrag #421
Ins Handeln gekommen bin ich, nachdem ein realistischer, umsetzbarer Plan wie aus dem Nichts in meinem Kopf aufgeploppt ist.

Zitat von Robin im Beitrag #421
Also es hat einfach Klick gemacht bei diesem Ziel, nur noch Bücher im Regal auf dem Flur.


Ich bin so froh, das zu lesen. Weil ich genauso empfinde. Also dass mir nur noch die "Klick"-Idee fehlt, und dass ich richtig loslege, sobald ich die richtige Idee habe. Ich hatte Sorge, das sei nur eine Ausrede meines Gehirns, obwohl es sich absolut überzeugend anfühlt.


Zitat von Robin im Beitrag #421
Aber es ist auch nicht so, dass da nix passiert ist. Ich finde auch aus der Perspektive jetzt, dass so Schritte sehr wichtig sind wie z.B., dafür zu sorgen, dass man regelmäßig kochen kann, und das auch zu tun (es muss nicht jeden Tag sein), oder morgens sein Bett zu machen und die Taschen auszuräumen und die Wäsche zu waschen. Für jemand anders können diese Schritte anders aussehen. Aber einfach: Sich wieder um seinen Alltagskram zu kümmern. Dadurch kann man sich auch allmählich etwas besser vorstellen, ohne das Messie-Chaos zu leben. Und ich merke erst jetzt, wo ich auf dieses Ziel tatsächlich zugehe, dass da irgendwas wie eine Frage ist... Also nicht mehr so genau zu wissen, wie das geht oder so. Ich weiß nicht genau, was es ist - aber es war mir immer wichtig, so kleine "Öffnungen zur Normalität" zu erhalten wie z.B., dass die Dusche zum Duschen da ist und nicht zum Sachen verstauen, oder dass es nicht akzeptabel für mich ist, niemanden in meine Wohnung zu lassen (obwohl es mir nicht leicht gefallen ist).


Ja, mir ist in einigen deiner Posts aufgefallen, wieviel bei dir trotz (Bücher)Chaos funktioniert. Auch das ist eine Parallele zu mir, die mir noch mehr Mut für meine eigene Wohnung macht.


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