Neuer Freund Messie

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06.11.2021 01:12
avatar  Sybille
#11
Sy

Ach so. Ich vergaß. Ich höre @Emin schon "Siehste! Brechstange!" rufen. Ja, eine Traumatherapie ist eine Brechstangen-Therapie. Man reißt alles auf und stochert drin herum. Ich persönlich hatte nach der Therapie ernsthaft genug davon. Wirklich. Wie in "Reicht für die nächsten 3 Leben". Ich versuche daher jetzt wo es möglich ist, ohne Brechstange auszukommen. Manchmal ist es nicht möglich, denn gewisse Dinge müssen sein. Aber bei allem bei dem es nicht gerade um Leben und Tod geht, versuche ich ohne die Brechstange auszukommen. Sie ist echt kein Dauerzustand und wir kennen ja das Sprichwort "If the only tool you have is a Brechstange..."


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08.11.2021 19:11
avatar  Emin
#12
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Administrator

@Sybille @Wiggi @EPandora @Feenstaub @Fraggle @Wolfram @Rainbow-Cloud

Liebe Sybille! Danke du mich mit @Emin erwähnst.


Zitat von Sybille im Beitrag #11
Brechstange!

Lass mich nochmal sagen, ich wende diese Methode an wenn nix anderes mehr geht, mir ist es lieber vielleicht eine falsche Entscheidung zu riskieren die ich ja im Vornherein nicht wissen kann als wie garnix zu tun und damit die Situation aussser Kontrolle geraten zu lassen.




Zitat von Sybille im Beitrag #11
Traumatherapie ist eine Brechstangen-Therapie

Im Ernst? Was sind das für Psychologen? Ich traue fast meinen Augen nicht was ich lese von dir. Doch das sollte ja fast schon patentiert werden wie du es artikulierst, klingt nach Erfolg! Brechstangen-Therapie! Diese wende ich hier immer und immer wieder an in meinen Beiträgen und werde dafür auch immer und immer wieder heftig kritisiert in PNs und auch immer und immer wieder hochgelobt von Menschen die damit Erfolg haben und sich sagen, ja manchmal muss man eben die Pobacken zusammenkneifen und alles geben auch wenn es hart ist erstmal.




Zitat von Sybille im Beitrag #11
Man reißt alles auf und stochert drin herum.

Ja ich glaube das ist richtig und auch wichtig denn wie kann dies ich nenne es mal als Laie gelöst werden wenn man sich mit dem was einem widerfahren ist niemals konfrontieren sich wagt.




Zitat von Sybille im Beitrag #11
Ich persönlich hatte nach der Therapie ernsthaft genug davon.

Ich bin selbst traumatisiert wie man in meinem Profil nachlesen kann, doch ich abe niemals so eine Therapier gemacht. Auch wenn du genugt davon hattest, bist du froh durchgehalten zu haben? Hat es dir nachhaltig was gebracht und was hat dich dazu bewegt dies zu tun?




Zitat von Sybille im Beitrag #11
Ich versuche daher jetzt wo es möglich ist, ohne Brechstange auszukommen.

Ich auch, doch wie gesagt manchmal muss ich auch hart sein zu mir selbst und diese Härte zu mir selbst hat mich auch oft Erfolgreich gemacht in vielen in meinem Leben. Also die Brechstange nur hervorholen wenn alles andere versagt hat vorher.




Zitat von Sybille im Beitrag #11
Manchmal ist es nicht möglich, denn gewisse Dinge müssen sein.

Ja das Leben ist kein Zuckerschlecken! Und ja ich bin ganz bei dir Sybille, gewisse Dinge müssen sein ob man will oder nicht, macht man sie nicht dann ist das heulen hinterher immer gross.




Zitat von Sybille im Beitrag #11
versuche ich ohne die Brechstange auszukommen

Ja ich doch auch, nur diese Einstellung im Leben kann sehr nützlich sein, es hält einen ab davon aufzugeben! Schliesslich habe ich mehrere symbolische Brechstangen, ja kreativ sein im Brechstangen Bewusstsein ist eine unkonventionelle Art zu leben, doch ja wie sage ich immer? Leben heissst erleben und mit der symbolischen Brechstange durchs Leben gehen hat mich zu Entscheidungen gebracht die ich niemals bereut habe. Als ich 18 Jahre alt war bin ich ja in die Volksrepublik China und hab dort meine Selbständigkeit gestartet, das daraus 17 Jahre meines Lebens wurden hätte ich auch niemals gedacht.



Zitat von Sybille im Beitrag #11
"If the only tool you have is a Brechstange..."

Wow du bist klasse Sybille!


Brechstangen Lebensstil! Also wie z.B. hab ich beschlossen niemals, absolut niemals wieder in meinem Leben aufräumen zu müssen, ich hatte einfach die Schnauze voll vom AUFRÄUMEN, ich kam drauf das wenn ich mit der Brechstange vorgehe und meinen Haushalt der nun seit über einem Jahr so ist minimalistisch einzurichten dies mit sich gebracht hat das ich niemals aufräumen muss, bzw. es garnicht kann denn es gibt nichts zum aufräumen mehr.



Ich bin mir nun nicht sicher ob ich die Logik dessen seit bald einem Jahr verständlich rüberbringen kann, zum einen bin ich der Meinung das wenn man niemand damit beeinträchtigt jeder so seine Wohnung gestalten kann wie er mag, dies niemals bewerten möchte und andererseits es fatal sein kann dauerhaft meine Beiträge zu lesen und dann auch es so zu machen wie ich es leben, ja es kann das Leben verändern in eine Richtung die für mutige ist. Ja den mutigen das Glück!


Brechstangen Glück!


Nur nochmal so, das jeder weiss wie das ausehen kann in der realen Welt:


Standard Crowbar Black
Surv1v4l1st, Public domain, via Wikimedia Commons

Technisch gesehen funzt das so:


Hebel3
studi111, Copyrighted free use, via Wikimedia Commons



Visuell sieht das so aus:


Palanca-ejemplo
CR, CC BY-SA 3.0 <http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/>, via Wikimedia Commons



Dieses Hebelgesetzt wurde schon in der Antike formuliert von Archimedes:

https://de.wikipedia.org/wiki/Archimedes



Doch liebe Sybille, ist es denn nicht so das wenn du auf dem Wasser bist mit dem Paddel in den Händen das du auch eine Art Brechstange nutzt?



Also so wie hier z.B. ::::


Stehpaddler
JanManu, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons



oder hier:::::


WCS-Kai Lenny-SUP-2009
HOCH ZWEI Photoagency GBR, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons



oder hier::::


JuergenHoenscheid-SUP-2012-Mauro.Ladu
by Mauro Ladu @ Jürgen Hönscheid (northshore-fuerte.com), CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons


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09.11.2021 10:24
avatar  Sybille
#13
Sy

Guten Morgen @Emin

die Fragen, was mich dazu gebracht hat den Mist anzugehen (abgesehen von der richtigen Therapeutin an meiner Seite) und ob ich froh bin durchgehalten zu haben, lassen sich schwerer beantworten als man erwarten sollte, weil:

Es ging so einfach nicht mehr.
Wirklich nicht.
Ich konnte es nicht mehr ertragen.
Was aus mir geworden wäre, wenn ich nicht zufällig die richtige Unterstützung gefunden hätte, weiß ich auch nicht.
Wirklich nicht.
"Aufgeben ist keine Option" ist ein Spruch, der oft angewandt wird (und zwar meist kurz bevor die Leute aufgeben) - aber bei mir war es wirklich so, dass ich buchstäblich n-u-l-l Alternativen gesehen habe. Nix. Ich weiß nicht, was aus mir geworden wäre, wenn's nicht funktioniert hätte. Klappsmühle? Suizid? Ich schätze eins von beiden, aber ist ja auch egal jetzt...

Man liest bei Therapien gegen Alkohol oder Drogen oft den Satz "Man muss erst ganz unten sein". Ich habe kein Problem mit Alkohol und noch nie illegale Drogen angefasst, aber ich glaube verstanden zu haben, was dieser Satz meint. Erst wenn einem buchstäblich die Alternativen ausgehen, ist man standhaft genug die Brechstange und das Rumstochern längere Zeit da zu ertragen, wo es am meisten weh tut. Solange man noch Alternativen hat, probiert man die. Ich glaube so ist der Mensch. "Die Lösung liegt immer da, wo es am meisten weh tut" habe ich irgendwann im Laufe der Therapie Mal einer Freundin geschrieben.
SO ist das.

Das Patent für das, was wir hier "Brechstangen-Therapie" taufen liegt vermutlich bei Siegmund Freud oder so.
Es gibt (ich hoffe ich erkläre das richtig, bin schließlich blutiger Laie) Tiefenpsychologie und Verhaltenstherapie. Tiefenpsychologie ist das wovon ich rede. Runter ins Unterbewusstsein. Aufreißen der alten Geschichten. In alten Traumata stochern, bis man eine Lösung für Probleme findet, für die es Jahrzehnte keine Lösungen GAB.

Diese Therapeuten sind rar und schwer zu finden. (Verhaltenstherapeuten gibt's im Vergleich wie Sand am Meer) Ich habe auf die Frage, warum das so ist, Mal die Antwort bekommen, dass der Therapeut sehr wenig TUN kann (Die Brechstange hält der Patient SELBST! Bei anderen die Brechstange ansetzen ist - so habe ich das verstanden - absolut unprofessionell und ein echtes No-Go!) aber eine unfassbar hohe Verantwortung trägt, weil natürlich das Suizidrisiko und das Psychoserisiko in dieser Phase stark erhöht sind. Ist halt alles kein Witz, was da abgeht und kein Feld für Experimente ("Hups, ich dachte das würde funktionieren jetzt hat der Patient sich umgebracht"... Ihr versteht). Im ganzen also eine sehr unangenehme und undankbare Kiste, besonders gut bezahlt wird es auch nicht, deshalb bleiben viele davon weiträumig weg und man sucht wie doof nach dem passenden Therapeuten...

Jedenfalls:
Nachhaltig was gebracht, hat es mir auf jeden Fall. Ich merke den Unterschied jeden Tag - ach - jede Sekunde.
Es ist gar kein Vergleich zu früher.
J-e-t-z-t heilt es. Endlich.
Klingt toll?
Ist es auch... also... einerseits... Ich muss der Fairness halber aber andererseits dazu sagen, dass ich sicher (!) bin, dass ich - wenn man mir früher gesagt hätte, was mich erwartet und was ich dafür bekomme - dass ich dann lieber gestorben wäre als durchzuziehen.
Nachdem ich nun schon durchgehalten hatte, war mich-rückwirkend-noch-umbringen offensichtlich auch keine sinnvolle Lösung mehr, daher bin ich noch hier. Kein besonders ergreifender Grund, aber ist ja auch egal jetzt...

Ich bin daher sehr zurück haltend darin, so etwas zu empfehlen. Nicht weil es nicht funktioniert, das ist es nicht. JA, es hat wirklich nachhaltig funktioniert. Wirklich wahr. Sondern weil es weil es kein Witz ist und ich nicht beurteilen kann, wer schon weit "genug" unten und verzweifelt "genug" ist um diesen Mist durchzuziehen. Und wer vielleicht auch "einfach" so bleiben kann, wie er / sie ist.

Ich habe zB. eine Freundin, die hat ihr Kindheitstrauma und die Folgen sehr schön in ihr Leben integriert. Warum sollte sie so eine irrwitzige, lebensgefährliche Tour durch ihr eigenes Unterbewusstsein starten? Sie kann doch einfach so bleiben, wie sie ist - ich jedenfalls mag sie auch so. 🤩 Ein paar Macken hat schließlich jeder, das ist doch sympathisch. Ihr zB. würde ich wärmstens abraten, Indikation für so einen Eingriff sehe ich nicht.


Vielleicht ist der Vergleich blöd, aber mir kommt eine tiefenpsychologische Traumatherapie vor, wie eine OP am offenen Gehirn. Lebensgefährlich.
Hat tiefgreifende langfristige Nachwirkungen zu erwarten.
Sehr riskant.
Aber WENN es sein muss.
Und WENN es funktioniert.
Dann ist hinterher der Tumor aus dem Gehirn entfernt. Gegen die Langzeitfolgen gibt's Medikamente. Und der Patient beginnt ein neues Leben...

So ähnlich war das mit meiner Traumatherapie. Wenn es irgendwie ohne geht, ließe ich die Finger davon, das ist kein Spaß. Aber WENN es sein muss. JA, es funktioniert. Wirklich wahr...


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09.11.2021 11:10
avatar  IBI
#14
IB
IBI

Hi Sybille,

der Punkt ist...du hast jemanden gefunden, mit dem du arbeiten kannst/konntest und du warst bereit dafür.
Du hast nicht alles alleine gemacht, obwohl vieles davon doch alleine zu erledigen ist.
Therapieformen, in denen man die Traumen nicht alle inhaltlich kennen muss, finde ich sehr nützlich, denn die Retraumatisierung ist damit weniger intensiv. Je nach Ereignis, hat man sowieso keine Worte für die Geschehnisse, weil man damals nicht in der Lage war zu sprechen oder zu laufen.
Ja, gute Experten für die Aufarbeitung von Traumen zu finden, ist wirklich schwierig und sooo wichtig, wenn man das Leben im Chaos verlassen möchte.
Bei mir tauchen gerade die Themen hoch, die mit Beschämung und beschämt werden, zu tun haben. Ich beschäme, weil meine Vorbilder es mir vormachten, und ich wurde beschämt von meinen Vorbildern.....hurra, die Welt beschämt gerne und gerade in den sozialen Medien ist das ein leichtes....wie viele werden daraus Traumata entwickeln????
Es ist dran, was dran ist, zu der Zeit, zu der die Person die Kraft dazu hat, diese Themen anzugehen.
Du hast jede Menge Kraft, Sybille und ich bin froh zu lesen, dass du sie in die richtige Richtung für dich lenkst. Dann ist das Messie-Syndrom nicht mehr die Ursache, die es zu beheben gilt, sondern nur die Ausprägung dessen, was in frühen Jahren geschehen ist. Wenn da viel geschieht und aufgearbeitet und integriert werden kann, kann der Lebensstil allmählich geändert werden und zwar von innen heraus ohne jegliche Brechstange. Geduld mit sich, darf man aufbringen, denn es dauert so lange es dauert.


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09.11.2021 14:42
avatar  Sybille
#15
Sy

Zitat von IBI im Beitrag #14
Dann ist das Messie-Syndrom nicht mehr die Ursache, die es zu beheben gilt, sondern nur die Ausprägung dessen, was in frühen Jahren geschehen ist.


@IBI Ganz genau, DAS ist es was ich meine. Mein Haushalt wird fast "von alleine" ordentlicher. (Natürlich nicht ganz, wer glaubt schon an Heinzelmännchen?) Aber wenn ich eben n-i-c-h-t 2 Stunden heulen könnte, beim Gedanken die Küchenspüle durchzuwischen, dann dauert die Küchenspüle plötzlich nicht mehr 2Stunden und 2 Minuten (2Stunden heulen, 2Min putzen) sondern nur noch 5 Minuten. Und ist trotzdem viel sauberer als vorher, weil ich nämlich (effektiv) mehr als doppelt so lange geputzt habe - in einem winzigen Bruchteil der Zeit.


Scham, Beschämung und so weiter ist bei mir auch ein fettes Trauma (Kindheitstrauma im Alter von etwa zwei mit dem Glaubenssatz "Ich schäme mich, dass ich nicht tot bin" - da bleiben keine Fragen mehr offen, was? 🙄).
Unter anderem wegen dieses SchamThemas bin ich die Wohnung angegangen.

Denn es g-i-b-t Scham, die ist pathologisch.
Ich "sollte" mich nicht dafür schämen, dass ich lebe. Das ist nicht gesund.
Es g-i-b-t aber auch Scham, die ist n-i-c-h-t pathologisch sondern "normal".
Es ist mir unangenehm, wie meine Papierkramkiste aussieht. Das ist keine Krankheit sondern die Folge davon, dass ich mit dem Einreichen der Unterlagen hinterher bin.

Solange die pathologische Scham unabänderlich da ist, kann ich mich hinsichtlich der anderen Scham in Stücke reißen, alles perfekt aufräumen, wie ein Hamster im Rad schneller weiter besser... - hilft absolut NIX. (Oder glaubt hier jemand, dass man seine Existenzberechtigung durch staubwischen erwerben kann? Nein? - Dann vielleicht durch VIEL - SEHR VIEL staubwischen??? - eben)
Andererseits bringt es halt auch vergleichsweise wenig die pathologische Scham zu therapieren - und mich dann nur noch für meinen Chaos-Haushalt, meine Figur usw. in Grund und Boden zu schämen.

Fazit: (für mich persönlich, keine Ahnung, ob das allgemeingültig ist)
Es gibt zwei Sorten Scham. Diese beiden gilt es sorgfältig zu unterscheiden, denn die Lösungen sind genau gegensätzlich. Wenn man an die eine mit der Lösung für die andere rangeht - und umgekehrt - ist die Mühe für nix und man macht alles schlimmer und schlimmer. Wie der Hamster im Rad...


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